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Arnold bog sich kopfschüttelnd über den Stein, die Inschrift genauer zu erforschen, ob die erste 2 in der Jahreszahl vielleicht eine 8 sei, denn die alterthümliche Schrift machte das nicht unmöglich; aber die andere 2 glich der ersten auf ein Haar und 1884 schrieben sie noch lange nicht. Vielleicht hatte sich der Steinmetz geirrt, und das Mädchen war so in das Andenken an die Verstorbene vertieft, daß er sie nicht weiter durch vielleicht lästige Fragen stören mochte. Er ließ sie deshalb bei dem Steine, an dem sie niedergesunken war und leise betete, um einige andere Denkmäler zu untersuchen; aber alle ohne Ausnahme trugen Jahreszahlen viele hundert Jahre zurück, und kein neuerer Stein ließ sich auffinden, und doch wurden die Todten selbst jetzt noch hier beigesetzt, wie das letzte, ganz frische Grab bezeugte.

Von der niederen Kirchhofmauer aus hatte man aber auch einen trefflichen Ueberblick über das alte Dorf, und Arnold benutzte rasch die Gelegenheit, eine Skizze davon zu entwerfen. Aber auch über diesem Platze lag der wunderliche Höherauch, und weiter dem Walde zu konnte er doch die Sonne hell und klar auf die Berghänge niederfallen sehen.

Da schlug im Dorfe wieder die alte zersprungene Glocke an, und Gertrud, sich rasch emporrichtend und

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Friedrich Gerstäcker: Germelshausen. Arnoldische Buchhandlung, Leipzig 1862, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Germelshausen-Gerstaecker-1862.djvu/30&oldid=- (Version vom 1.8.2018)