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„Ach, wie könnt Ihr nur so reden,“ flüsterte die Maid ängstlich – „wie dürft’ ich böse sein – aber wenn Ihr wüßtet, wie sehr ich mich darauf gefreut hatte!“

„Dann verdient er’s aber auch nicht, daß Du noch länger auf ihn wartest,“ sagte Arnold, dem jetzt erst die wahrhaft wunderbare Anmuth des schlichten Bauernkindes auffiel. „Wär’ ich an seiner Stelle, Du hättest nicht eine einzige Minute vergebens meiner harren sollen.“

„Wie Ihr nur so wunderbar redet,“ sagte das Mädchen verschämt, „wenn er hätt’ kommen können, wär’ er gewiß schon da. Vielleicht ist er wohl krank oder – oder gar – todt,“ setzte sie langsam und recht aus vollem Herzen aufseufzend hinzu.

„Und hat er so lange nichts von sich hören lassen?“

„Gar sehr, sehr lange nicht.“

„Dann ist er wohl weit von hier daheim?“

„Weit? gewiß – schon eine recht lange Strecke von da,“ sagte das Mädchen, „in Bischofsroda.“

„Bischofsroda?“ rief Arnold, „da hab’ ich jetzt vier Wochen gehaust und kenne jedes Kind im ganzen Dorfe. Wie heißt er?“

„Heinrich – Heinrich Vollgut,“ sagte das Mädchen

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Friedrich Gerstäcker: Germelshausen. Arnoldische Buchhandlung, Leipzig 1862, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Germelshausen-Gerstaecker-1862.djvu/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)