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mich eine verschleierte Nonne wie durch ein Gitterfenster an: mittelalterlich ist es gewiß.

Lachen muß ich, wenn Löwe manchmal Fingersatz und oft recht sonderbaren anzeigt. Es wird ihm einerlei sein, mit welchen Fingern er gespielt wird, oder ob auf der G-Saite.[H 1] Wie? — Ich sollte meinen.

Florestan.


3.
(Sonate von Taubert.)

„Den ersten Satz dieser Sonate[H 2] halt’ ich für den ersten, den zweiten für den zweiten, den dritten für den letzten — in absteigender Schönheitslinie.“ So etwa würdest du, mein Liebling Florestan, deine Rede anfangen. Ihr dürft mir aber nicht darüber, Jünglinge, die ihr gleich eure Eselskinnbacken anlegt! Denn wie Florestan eine merkwürdige Feinheit besitzt, die Mängel eines Werkes im Nu auszuspüren, so findet dagegen Eusebius mit seiner weichen Hand schnell die Schönheiten auf, mit denen er gar oft auch die Irrthümer zu überdecken weiß. Beide haltet ihr euch jedoch, wie Jünglinge pflegen, am liebsten und längsten bei Dichtungen aus, in denen das phantastische Element vorwaltet. Zu den letzteren gehört unsere Composition nicht.

Schon im vorigen Frühlinge hatten wir uns gemeinschaftlich über ein kleineres Clavierstück desselben Componisten berathen.[H 3] Wir haben nicht nöthig, von unserem damaligen Urtheil etwas zurückzunehmen. Hier wie dort finden sich, wenn auch keine neue extraordinäre

Anmerkungen (H)

  1. [WS] Hier ist die Fingersatzfrage scherzhaft auf das Geigenspiel bezogen, zugleich eine Anspielung auf Paganini, der gelegentlich ganze Stücke auf der tiefsten Saite, der G-Saite, spielte.
  2. [WS] Karl Gottfried Wilhelm Taubert (1811–1891) Grande Sonate pour le Pianoforte c-moll op. 20 (1835).
  3. [GJ] Das vierhändige Duo, S. 159. [WS] Duo à quatre Mains pour le Pianoforte a-moll op.11 (1833).