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„das ist der, den wir suchen“ — und in seinem Auge stand etwas ähnliches. Florestan war damals melancholisch[H 1] und bekümmerte sich weniger um den Fremdling. Ein Vorfall, von dem ihr vielleicht noch nicht gehört, brachte sie einander näher.

Wenige Wochen nach Schunkens Ankunft reiste ein Berliner Componist[1] durch, der mit jenem zusammen in eine Gesellschaft eingeladen wurde. Ludwig hielt etwas auf den berühmten Virtuosennamen seiner Familie, namentlich auf die Hornisten. Gott weiß, das Gespräch kam während des Diners auf die Hörner. Der Berliner warf kurz hin: „wahrhaftig, man sollte ihnen nichts zu blasen geben als C, G, E“ und: ob denn das erste Hornthema in der C moll-Symphonie, welches doch sehr leicht, nicht greulich genug allenthalben ausfiele? — Ludwig muckste nicht; aber eine Stunde darauf stürzte er hastig auf unsre Stube und sagte: so und so ständen die Sachen, er habe dem Berliner einen Brief geschrieben, sein Familienname wäre angetastet, er hätte ihn gefordert, auf Degen oder Pistolen gleichviel, und Florestan solle ihm secundiren. Heraus platzten wir mit lautem Lachen und Florestan meinte, der alte berühmte Lautenist Rohhaar[H 3] habe einmal gesagt: ein Musikus, der Courage habe, sei ein —, „wahrlich, bester Louis Schunke, Sie beschämen den Lautenisten.“ Der nahm aber den Spaß fast krumm und

  1. Es war Otto Nicolai.[H 2]

Anmerkungen (H)

  1. [GJ] Schumann hatte im October 1833 seine Schwägerin Rosalie, im November seinen Bruder Julius durch den Tod verloren.
  2. [WS] Otto Nicolai (1810–1849), ein deutscher Komponist.
  3. [MK] Rohhaar, mittelalterlicher Lautenist (II,550). [WS] Sonst nicht nachweisbar, vielleicht eine Erfindung Schumanns.