Seite:Gesammelte Schriften über Musik und Musiker Bd.1 (1854).pdf/153

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Bei Berlioz hat es jedoch eine besondere Bewandtniß; man probire nur, irgend etwas zu ändern oder zu verbessern, wie es einem irgend geübten Harmoniker Kinderspiel ist, und sehe zu, wie matt sich alles dagegen ausnimmt! Den ersten Ausbrüchen eines starken Jugendgemüthes wohnt nämlich eine ganz eigenthümliche unverwüstliche Kraft innen; spreche sie sich noch so roh aus, sie wirkt um so mächtiger, je weniger man sie durch Kritik in das Kunstfach hinüber zu ziehen versucht. Man wird sich vergebens bemühen, sie durch Kunst verfeinern oder durch Zwang in Schranken halten zu wollen, sobald sie nicht selbst mit ihren Mitteln besonnener umzugehen und auf eigenem Wege Ziel und Richtschnur zu finden gelernt hat. Berlioz will auch gar nicht für artig und elegant gelten; was er haßt, faßt er grimmig bei den Haaren, was er liebt, möchte er vor Innigkeit zerdrücken, – ein paar Grade schwächer oder stärker: seht es einmal einem feurigen Jünglinge nach, den man nicht nach der Krämer-Elle messen soll! Wir wollen aber auch das viele Zarte und Schönoriginelle aufsuchen, das jenem Rohen und Bizarren die Wage hält. So ist der harmonische Bau des ganzen ersten Gesanges[1] durchaus rein und edel,[H 1] so dessen Wiederholung in Es.[2] Von großer Wirkung mag das 14 Tacte lang gehaltene As der Bässe sein,[3] ebenso der Orgelpunct, der in den Mittelstimmen liegt.[4] Die chromatischen,

  1. S. 1. von T. 3 an. –
  2. S. 3. T. 6. –
  3. S. 6. T. 4. –
  4. S. 11. T. 10.

Anmerkungen (H)

  1. [WS] „rein und edel“ fehlt in der Vorlage.