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Man kann diese sogar voraus sagen, da es ziemlich handlich, ohne höher fliegende Passagen geschrieben, angenehm, ja sogar schön klingen kann, wenn man es immer mit der vortrefflichen Dilettantin, der es zugeeignet ist,[H 1] spielen könnte. –

Das Ganze geht in A moll, obwohl es vielleicht eher einen G moll-Charakter aussprechen will. So gesangreich, fast innig das erste Thema ist, so arm sticht das dritte in E moll dagegen ab. Den Gedanken, dem ersten gezogenen ein zweites in abgeschlossenen Noten als Contrast entgegenzusetzen, müßte man loben, wenn das in E minor bedeutender in der Erfindung und nicht so gar harmonieleer wäre. Das Mißlungene, Unkanonische tritt bei der spätern Verarbeitung um so stärker vor, die mehr gemacht, geschrieben, wenig Genialisches hat. Gut bleibt’s immer, daß sich die Armuth hier wenigstens offen zeigt. – Wollt ihr aber wissen, was durch Fleiß, Vorliebe, vor allem durch Genie aus einem einfachen Gedanken gemacht werden kann, so leset in Beethoven und sehet zu, wie er ihn in die Höhe zieht und adelt, und wie sich das anfangs gemeine Wort in seinem Mund endlich wie zu einem hohen Weltenspruch gestaltet. –[H 2]

Ich wünschte vorhin dem Werk Verbreitung. Ich meine so. Vor allem thut es Noth, der jungen anwachsenden Zeit etwas an die Hand zu geben, was sie vor dem schlimmen Einfluß bewahre, den gewisse niedrig-virtuosische Werke auf jene ausgeübt. Je allgemeiner

Anmerkungen (H)

  1. [GJ] Frau Henriette Voigt. [WS] Henriette Voigt, geborene Kuntze (* 24. November 1808, † 15. Oktober 1839 in Leipzig), Pianistin und enge Freundin von Schumann, der ihr seine Klaviersonate Nr. 2 g-Moll op. 22 und die Hommage Erinnerung an eine Freundin (GS III.173-183) widmete.
  2. [WS] Vgl. Anmerkung Schumanns S. 97.