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vom Anfang bis Ende folgt, ob der Grundton der ganzen Poesie oder nur der Sinn der angeführten Mottos in der Musik nachgebildet ist; doch vermuth’ ich bei den meisten das letzte.

Die Composition an und für sich muß allen, die Treffliches, Echtes, Musikalisches lieben, von Grund aus empfohlen werden; ja hier und da greift sie wohl mit den Wurzeln noch tiefer, als die verwandten Lieder ohne Worte von M.,[H 1] in denen sich dagegen freilich die Blüthenzweige schlanker, freier und geistiger erheben: dort ist mehr in die Tiefe gebrochen, hier mehr in die Höhe erzogen.

Als schönstes, innigstes gilt mir das, was auch das leichteste ist: „Wenn ich mich lehn’ an deine Brust, kommt’s über mich wie Himmelslust.“ Eine musikalische Uebersetzung des Schlusses desselben Heineschen Gedichtes: „Doch wenn du sprichst, ich liebe dich, so muß ich weinen bitterlich“, möge sich der Componist für die Zukunft zurückgelegt haben.[H 2]

In Nro. 2. dünkt mir das Accompagnement zu malerisch, äußerlich: jedenfalls sollte bei dem Uebergang nach Dur eine neue beruhigende Figur auftreten.

In Nro. 1. „Der Holdseligen sonder Wank, sing’ ich fröhlichen Minnesang“ tritt die Musik gegen das freudige Hinausrufen der liebenden Seele zurück; auch wird es gegen die Mitte hin zu breit, nur am Schluß (von C moll nach As dur) erwärmt es wiederum.

Anmerkungen (H)

  1. [WS] Felix Mendelssohn Bartholdy.
  2. [WS] Schlusszeilen des Gedichtes Wenn ich in deine Augen seh’ aus Lyrisches Intermezzo (1823) von Heinrich Heine. Schumann verwendet es 1840 in seinem Liederzyklus Dichterliebe op. 48 als Nr. 4.