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– aber da zum erstenmal schlägt eine Welle höher aus und das Meer wird nach und nach aller Orten gesprächiger, und nun flattern die Segel und die lustigen Wimpel und nun halloh fort, fort, fort … „Welche Ouverture von F. Meritis mir die liebste?“ fragte mich ein Einfältiger, und da verschlangen sich die Tonarten E moll, H moll und D dur[H 1] wie zu einem Graziendreiklang, und ich wußte keine bessere Antwort als die beste: „jede“. Der F. Meritis dirigirte, als hätt’ er die Ouvertüre selbst componirt und das Orchester spielte darnach; doch fiel mir der Ausspruch Florestans auf, es hätte etwa so gespielt, wie er, als er aus der Provinz weg zum Meister Raro in die Lehre gekommen; „meine fatalste Krisis (fuhr er fort) war dieser Mittelzustand zwischen Kunst und Natur; feurig, wie ich stets auffaßte, mußt’ ich jetzt alles langsam und deutlich nehmen, da mir's überall an Technik gebrach: nun entstand ein Stocken, eine Steifheit, daß ich irre an meinem Talent wurde; glücklicherweise dauerte die Krisis nicht lange.“ Mich für meine Person störte in der Ouverture wie in der Symphonie der Tactirstab[1] und ich stimmte Florestan bei, der meinte, in der Symphonie müsse das Orchester wie eine Republik dastehen, über die kein Höherer anzuerkennen. Doch war’s eine Lust, den

  1. Die Orchesterwerke wurden in der Zeit vor Mendelssohn, wo Matthäi[H 2] an der Spitze stand, ohne tactirenden Dirigenten aufgeführt.

Anmerkungen (H)

  1. [GJ] Sommernachtstraum, Hebriden und Meeresstille.
  2. [WS] Heinrich August Matthäi (1781–1835), Violinist, Kapellmeister und Komponist, gehörte zum Bekanntenkreis von Schumann in Leipzig.