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bisher kennend, ihn zu den gemein hin brillant schreibenden Virtuosen, den deutschen Lafonts[H 1] beizählte, sodann, daß es keine elendere Partitur gibt, als die man sich aus einzelnen Stimmen zusammenstoppeln muß, ja daß ich das Trio nicht einmal gehört, weshalb das folgende sich alles Gedankens an Untrüglichkeit begibt.

Was den ersten Punct anlangt, so wird man allerdings überrascht, wenn man statt gehoffter Triolenperlen und harmonischen Goldflitters auf hochtragische Anlage und auf einen so verwilderten Schreibstyl stößt, wie er mir selten in einem 47sten Werk begegnet, womit übrigens noch gar kein Tadel, sondern sogar die Hoffnung ausgesprochen wird, daß sich das letztere bei einem kleineren Ziel, das der Componist künftig sich stecken möchte, vielleicht ändern und verklären könne.

Eines gefällt mir an sämmtlichen Sätzen; sie haben nämlich alle einen Grundton, einen Charakter und wär’s eben der des Schwankenden, Bodenlosen. Der erste blickt so wüthend in das erbärmliche Menschentreiben hinein, fühlt sich so unbequem in seinen Kleidern und blickt so sehnsüchtig nach Rath und Trost herum, daß man nur bedauert, nicht mehr helfen zu können, da das Trio nun einmal gestochen.

Der zweite dagegen webt in C dur, etwas milder und lichter, aber dennoch sonderbar verstimmt und von einem Bohrerschen Kleeblatt[H 2] getragen, gewiß einwirkend.

Der letzte versucht sich bis auf einzelnes Groteske in einem leichteren Fluge; ja einmal (S. 35. Syst. 4.)

Anmerkungen (H)

  1. [WS] Charles Philippe Lafont (1781–1839), ein französischer Violinvirtuose.
  2. [GJ] Anton Bohrer war Violinist, sein Bruder Max Violoncellist, beider Frauen (geb. Dülken) waren vortreffliche Pianistinnen. I,259 [WS] Das Bohrer-Quartett wurde allerdings durch die beiden Brüder Peter und Franz gebildet, löste sich aber bereits durch deren Tod 1805 wieder auf. Ein musizierendes Quartett, besonders ein Streichquartett, wurde in dieser Zeit gerne „Kleeblatt“ genannt.