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einer Zeit, wo so Viele halb vor- und zurückschreiten, die Besseren unter diesen verwechselt oder übersieht. So sei denn der nächste der größere!




G. C. Kulenkamp, Caprice (D moll).[H 1]


„Sage mir, wo du wohnst, so will ich dir sagen, wie du componirst.“ Es liegt etwas in diesem Paradox Florestans, der es sogar umgedreht richtig gefunden wissen will. Spazierflüge, Reisen sind nicht anzuschlagen, wenn sie auch momentan einfließen. Aber schließt Beethoven zehn Jahre in ein Krähwinkel (der Gedanke empört) und seht zu, ob er darin eine D moll-Symphonie fertig gebracht. In Städten[H 2] wohnen nämlich Leute, im schlimmsten Falle Freunde; man componirt, man frägt letztere, sie erstaunen: man schickt zum Druck, Zeitungen kommen drüber und fangen etwa an: „Sage mir“ etc. — Ich meine, der geschätzte Componist obiger Caprice gehört in eine große Stadt, wo der stete Gegendruck anderer Talente neue Kräfte hervorruft und verdoppelt. Seinen meisten Erfindungen hängt etwas Aengstliches vom Kleinstadtleben an, über das er sich gern erheben möchte und auch könnte, wenn ihn nicht kräftige Bürgerhände zu sehr festhielten im Rücken. Daher bei allem Guten, Wohlgesetzten, bei dem unverkennbaren Streben nach dem edelsten Ziel das Ruckweise und Steife. Der eigentliche Gedanke kommt nicht ordentlich

Anmerkungen (H)

  1. [WS] Georg Carl Kulenkamp (* 19. September 1799 in Witzenhausen, † 15. Februar 1843 in Göttingen), deutscher Musikwissenschaftler und Komponist, Caprice d-moll für Klavier.
  2. [GJ] ergänzt zu: „kleinen Städten“. [MK] Schumann meint hier kleine Städte. Kulenkamp wohnte in Göttingen. II.394.