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solcher Kleinigkeiten einmal zu bereuen. Doch muß Jeder am besten wissen, warum er dies und das thut.




Fr. Otto, Phalènes. Oe 15.[H 1]


Sie sind Florestan und Eusebius dedicirt und, nach des Componisten eigenem Geständnisse eine Folge ihrer „Papillons“,[H 2] obwohl die letzteren bei weitem mehr der Nacht angehören möchten. Das Talent dieses Componisten, der übrigens mit geistigen Steckbriefen seit lange verfolgt wird, weil er sich gar zu tief eingesponnen irgendwo, gehört durchaus dem lichten beweglichen Tage, wenn auch auf den unteren Flügelseiten seiner Falter hier und da sich dunklere Linien durcheinander ziehen. Einen Faden, einen tieferen Zusammenhang suche ich sonst in ihrer Folge nicht; jeder fliegt für sich, oft zackig, oft in schönen Bogen, oft träg, oft pfeilschnell. Betrachtungen lassen sich bei jedem einzelnen anstellen, und oft sinnigste, wenn man Theil zu nehmen weiß. Namentlich höre ich in der letzten Phaläne ein wehmüthig Lied aus verklungener Zeit. Wenn ich noch bemerke, daß sie sich auf dem Papier und in der zurückspiegelnden Phantasie um vieles bedeutender ausnehmen, als im wirklichen Klangkörper, so lobe ich damit den Sänger, der auch im Freien zu componiren weiß, und tadle den Clavierspieler, der mit leichter Mühe manches leichter hätte stellen können. Sei er mit diesem herzlich gegrüßt und möge von seinen Geistesflügeln sein Genius

Anmerkungen (H)

  1. [WS] Franz Otto (* Königstein 3. Juni 1809, † Mannheim 30. April 1842), ein deutscher Sänger; Mitglied der Davidsbündler und ein Freund Schumanns. Die Phalènes (Nachtfalter) op. 15 im November 1835 bei Thieme in Dresden gedruckt.
  2. [WS] Schumanns Papillons op. 2 (1829-31) wurden zuerst als Komposition von Florestan und Eusebius annonciert.