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nichts abgestreift haben als den Staub, der sich leider zu oft über den sonnigen als zweite Kruste ansetzt!




Sigismund Thalberg, Caprice (E - maj). Oe. 15.
Sigismund Thalberg, 2 Nocturnes. Oe. 16.[H 1]


Könnten die Wiener hassen, so geschähe es wegen der schlimmen Gedanken, die diese Zeitschrift bisher über die Compositionen Thalbergs gehegt, ihres Lieblings und Augapfels. Noch vor Kurzem versprachen wir, uns und Anderen Weh zu ersparen, seine Werke so lange gänzlich zu übergehen, bis wir eines nach vollster Ueberzeugung loben könnten. Bedenke man nur, daß wir etwas auf unser Lob geben und ordentlich geizen damit, — daß Vieles, was andere Zeitungen als „empfehlenswerth“ abthun, für uns noch gar nicht existirt, weil im andern Fall sonst jeder Spatz wie ein Adler behandelt sein wollte und darauf pochte, daß er erschaffen worden und schüfe, — bedenke, daß man, sich loben zu lassen, nur an die Redactionen der … oder des … schreiben könne, die davon leben, — bedenke, daß, wer lobe, nach Goethe sich gleich stelle,[H 2] worauf wir verzichten — und man wird froh sein, mit einem blauen Auge davon zu kommen. Ohne Seitenblicke: wir halten die zwei neusten Werke von Thalberg für seine besten, und worüber wir klar sind, darüber würde er uns täuschen,

Anmerkungen (H)

  1. [WS] Sigismund Thalberg (1812–1871), österreichischer Pianist und Komponist. Caprice e-moll op. 15 – „E-maj“, also E-Dur, ist ein Irrtum – in Wien bei Haslinger im Februar 1836 veröffentlicht IMSLP. Deux Nocturnes op. 16, Fis-Dur und H-Dur, in Wien bei Haslinger im Mai 1836 veröffentlicht IMSLP.
  2. [WS] Johann Wolfgang von Goethe: Wen jemand lobt, dem stellt er sich gleich, aus: Wilhelm Meisters Wanderjahre III, Aus Makariens Archiv (1795).