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klingen. Also: Herz lebe! Ueberdem kann man ja seine Compositionen als Wörterbücher musikalischer Vortragkunsttermen benutzen, in dieser Hinsicht erschöpft er die ganze italiänische Sprache: keine Note, die nicht einen Zweck, eine Ausdrucksvorzeichnung hätte, keine Schmachtstelle, wo nicht ein Smorzando darunter stünde. Und wenn nach Jean Paul wahre Dichterwerke keines solchen Dolmetschers bedürfen, weil sie sonst Solbrig’schen Declamationsbüchern glichen, die bekanntlich mit siebenfach verschiedenen Schriftarten, je nach der sinkenden und steigenden Stimme, gedruckt, so weiß das Hr. Herz, der für gar keinen Dichter gehalten sein will, und spricht seine Empfindungen gleichsam noch einmal in Worten interlinearisch aus. Wie viel gäbe es hier noch zu sagen, guckte mir nicht der Setzer ängstlich über die Schulter herein wegen der Pfingstfeiertage. Darum von der Caprice nur noch so viel, daß ihr 83 Werke vorausgegangen, die auf sie schließen lassen. Die Folle ist eine berühmte französische Salon-Romanze, das Bravourstück der Mad. Masi,[H 1] eine folie de salon, wie sie unser Hamburger Corresp.[H 2] nannte, das Capriccio aber nicht nur eben so gut, sondern besser. Namentlich schüttelt Herz gewisse leicht elegante, beinah üppige harmonische Gänge zu Mandeln[H 3] aus dem Aermel (so S. 8) und geräth dabei in einen gewissen Schwung, dessen Zweck und Ziel von Haus aus leider zu bekannt. Kommen nun vollends seine Strettis, Allegro, Presto, Prestissimo 4/4, 2/4, 6/8, so schäumt das Publicum wie ein

Anmerkungen (H)

  1. [MK] Mad. Masi, italienische Sängerin, in Paris im 18. Jahrhundert.
  2. [WS] Der „Hamburger Correspondent“ zeichnet als „Beatus“, siehe Neue Zeitschrift für Musik 1836 Jg.3 Bd.4 S.81 Internet Archive.
  3. [WS] Mandel: Ein altes metrisches Maß, entspricht 15, manchmal 16 Stück.