wehe dann euren Kanons und namentlich den krebsförmigen! –
Die Antichromatiker sollten bedenken, daß es eine Zeit gab, wo die Septime ebenso auffiel, wie jetzt etwa eine verminderte Octave, und daß durch Ausbildung des Harmonischen die Leidenschaft feinere Schattirungen erhielt, wodurch die Musik in die Reihe der höchsten Kunstorgane gestellt wurde, die für alle Seelenzustände Schrift und Zeichen haben. –
Es könnte, die Philister[H 1] zu züchtigen, einmal ein Hamann mit einem Lessing[H 2] unter dem Arm kommen und die Zeit nicht mehr fern sein. –
Die ruhige Psyche[H 3] mit zusammengefalteten Flügeln hat nur halbe Schönheit; in die Lüfte muß sie sich schwingen! –
Gleichartige Kräfte heben sich auf; ungleichartige erhöhen einander.
Das Wort „spielen” ist sehr schön, da das Spielen eines Instrumentes eins mit ihm sein muß. Wer nicht mit dem Instrument spielt, spielt es nicht. –
Anmerkungen (H)
- ↑ [WS] Philister, die in ästhetischen Dingen zugeknöpften und ignoranten Kleinbürger, sind die natürlichen Feinde der Davidsbündler.
- ↑ [WS] Johann Georg Hamann mit seinem Werk Aesthetica in nuce und Gotthold Ephraim Lessing mit seinem Laokoon gelten als Ästhetiker im Übergang vom Idealismus zur Romantik.
- ↑ [WS] eine Allegorie der Seele.
Robert Schumann: Gesammelte Schriften über Musik und Musiker. Georg Wigand’s Verlag, Leipzig 1854, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gesammelte_Schriften_%C3%BCber_Musik_und_Musiker_Bd.1_(1854).pdf/59&oldid=- (Version vom 31.7.2018)