Seite:Gesammelte Schriften über Musik und Musiker Bd.1 (1854).pdf/90

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es scheinen im Werk die Dichtgattungen enthalten zu sein, im ersten Satz das Epos, im zweiten der Humor, im dritten die Lyrik, im vierten (die Vermischung aller) das Drama. Wieder ein anderer legte sich geradezu auf’s Loben: ein gigantisches Werk wär’ es, kolossal, den ägyptischen Pyramiden vergleichbar. Noch andere malten: die Symphonie stelle die Entstehungsgeschichte des Menschen dar — erst Chaos — dann der Ruf der Gottheit: „es werde Licht” — nun ginge die Sonne auf über dem ersten Menschen, der entzückt wäre über solche Herrlichkeit — kurz, das ganze erste Capitel des Pentateuchs[H 1] sei sie. – –

Ich ward toller und stiller. Und wie sie eifrig nachlasen im Text und endlich klatschten, da packte ich Eusebius beim Arm und zog ihn die hellen Treppen hinunter mit ringsum lächelnden Gesichtern.

Unten im Laternendunkel sagte Eusebius wie vor sich hin: Beethoven — was liegt in diesem Wort! schon der tiefe Klang der Sylben wie in eine Ewigkeit hineintönend. Es ist, als könne es kein anderes Schriftzeichen für diesen Namen geben. — Eusebius, sagte ich wirklich ruhig, unterstehst du dich auch, Beethoven zu loben? Wie ein Löwe würde er sich vor euch aufgerichtet und gefragt haben: wer seid ihr denn, die ihr das wagt? — Ich rede nicht zu dir, Eusebius, du bist ein Guter — muß denn aber ein großer Mann immer tausend Zwerge im Gefolge haben? Ihn, der so strebte, der so rang unter unzähligen Kämpfen, glauben sie zu verstehen,

Anmerkungen (H)

  1. [GJ] der Schöpfungsgeschichte (eigentlich der fünf Bücher Mosis). [WS] Die Tora (hebr.) oder der Pentateuch (gr.-lat.) sind in den christlichen Bibelübersetzungen die fünf Bücher Mose.