Seite:Gesammelte Schriften über Musik und Musiker Bd.3 (1854).pdf/176

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

bei, wo es Musik und Musiker galt, wozu ihr äußere günstige Verhältnisse und ein ihren Lieblingsgedanken nirgends verwehrender Gatte freundlich zur Seite standen.

Vorzügliche Sorgfalt verwendete sie auf ihr Album; es war ihr theuerstes, das sie nicht für Juwelen hingegeben hätte; auch finden sich fast alle ausgezeichneten Musiker der Gegenwart darin.[H 1] Mit ungewöhnlicher Leichtigkeit und Anmuth schrieb sie auch Briefe; diese und die Antworten darauf geben eine interessante Sammlung, aus der wir indeß, da sie meist noch zu nahe Zustände berühren, etwas mitzutheilen verhindert werden. In ihren Tagebüchern wechselt Prosa und gebundene Rede, meistens auf Kunst und Künstler Bezügliches aussprechend; ihr Geist rastete selten; etwas wenigstens mußte jeden Tag fast der geliebten Musik gethan werden. Dabei war sie musterhafte Hausfrau und Mutter.

Ihr Clavierspiel hatte die Vorzüge, die L. Berger’s Schule eigen; sie spielte correct, zierlich, gern, doch nicht ohne Aengstlichkeit, wenn Mehre zuhörten. Den Grundsätzen ihrer Schule hing sie lange und mit Strenge an, so daß sie z. B. nur mit Mühe zum Gebrauche des belebenden Pedals zu bewegen war. Nie aber hörten wir jemals eine schlechte Composition von ihr spielen; nie auch munterte sie Schlechtes auf; als Wirthin vielleicht genöthigt, es hinnehmen zu müssen, zog sie dann lieber vor zu schweigen, trotz aller Aufmerksamkeit für die Person des Künstlers im Uebrigen.

Anmerkungen (H)

  1. [GJ] II.210 Schumann hat sich auf originelle Art darin verewigt: er zog nur ein großes [Crescendo-Zeichen, siehe Commons] über eine ganze Seite und schrieb seinen Namen und das Datum (22. October 1836) darunter. Auf die verwunderte Frage der Eigenthümerin nach der Bedeutung des Zeichens hatte er lächelnd erwidert: das solle nur das Anwachsen ihrer Freundschaft bedeuten. – Noch in den letzten Tagen ihres Lebens gab Schumann ihr einen Beweis seiner Verehrung durch die Widmung der G moll-Sonate.