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wahrhaft Schade um die verschwenderische Titelpracht, die der Verleger daran gesetzt. –




Louis Lacombe, Caprice.
Werk 2.


So sehr wir Charakteristisches lieben, so sähen wir von manchen jungen Componisten bei weitem lieber, daß sie uns vierstimmige Choräle brächten zur Recension, als Tonmalereien, die obendrein nur der Titel verheißt. Die Caprice heißt nämlich wunderlichermaßen: Les Adieux à la patrie, wo man mit Billigkeit auf etwas Adagiomäßiges, Elegisches hoffen darf, statt dessen uns der junge Componist eine wild-springende Etude in E moll hinwirft. Unter seinen Fingern (er ist ein ausgezeichneter Spieler) mag sie eine Weile täuschen; aber (sagt Goethe) o wie traurig sieht es schwarz auf weiß sich an. Ein gewisses musikalisches Gefühl wollen wir dem Componisten zugestehen; es bedürfte aber der sorgfältigsten Pflege; jetzt schwankt es noch zwischen allen Stylen und Schulen herum und löst sich zuletzt in hohlen Schülerpathos auf. Könnte man doch, wie wir schon andeuteten, beim Bundestage bewirken, daß kein Verleger eher von jungen Componisten druckte, ehe sie einen Band ordentlicher vierstimmiger Choräle vorgelegt; wir würden dann auch bessere Capricen haben. –