Seite:Gesammelte Schriften über Musik und Musiker Bd.3 (1854).pdf/70

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unterscheiden sich diese zuletzt erschienenen Jedem im Augenblick auffällig: in den Ueberschriften, die auf objectivere musikalische Zustände schließen lassen; wir finden hier einen „Elfenreigen“, ein „Ave Maria“, einen „Hexentanz“, „Danklied nach Sturm“ etc., während die alten eine Reihe Liebeslieder, oder (wie sie Wedel nannte,) Sonnette.[H 1] Henselt’s lyrische Natur verleugnet sich zwar dabei nirgends; es ist aber doch ein Zeichen, daß er vorwärts will, und wir kommen hier auf den Zuruf zurück, den wir oben an Henselt ergehen ließen: sich von den Etuden überhaupt weg und zu höheren Gattungen zu wenden, zur Sonate, zum Concerte, oder eigene größere zu schaffen. Wer sich immer in denselben Formen und Verhältnissen bewegt, wird zuletzt Manierist oder Philister; es ist dem Künstler nichts schädlicher, als langes Ausruhen in bequemer Form; in älteren Jahren nimmt die Schaffenskraft ohnehin ab, und dann ist’s zu spät, und manches treffliche Talent gewahrt dann erst, daß es seine Aufgabe nur zur Hälfte gelöst. Ein anderer Weg aber vorwärts zu kommen, sich zu neuer Schöpfung zu bereichern, ist der, andere große Individualitäten zu studiren. Man führt wohl z. B. Mozart als einen Gegenbeweis dieses Satzes an und sagt, ein Genie habe das nicht nöthig und überhaupt nichts; aber wer sagt uns, was Mozart geliefert, wenn er z. B. Sebastian Bach in seiner ganzen Größe gekannt hätte? Wie ihn schon Haydn anspannte, um wie viel mehr müßte es ein Bach! Man kann nicht Alles aus eigener Tiefe

Anmerkungen (H)

  1. [GJ] Sonette [waren].