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Erdkugel und dem Schwerte, in der andern Maria mit dem Christkinde. Dagegen ward an Landesbeschlüsse das Landessiegel gehängt, welches früher im dreizehnten Jahrhundert kleiner war und die Taufe Christi im Jordan darstellte. Das spätere stellte die Dreieinigkeit dar (welches Bild Bolten sehr mißverstand, indem er Gott Vater für Joseph ansah[1]). Die Thätigkeit der Achtundvierzig ging noch weiter; sie wurden, wo es streitige Sachen galt, als Friedensstifter gebraucht, auf Besichtigung ausgesandt; dann ordneten sie das Kriegswesen nach den Döfften und waren Anführer im Kriege. Endlich erscheinen sie als Vorsteher der allgemeinen Landeskasse, die in Heide aufbewahrt wurde.

In welchem Verhältniß stand diese Versammlung zu Meldorf, der alten Landesstadt, und dem frühern Sitz der Regierung? Es erhellt nun, daß das Kirchspiel Meldorf wenigstens Appellationssummen an die Achtundvierzig anerkannte. Die Stadt that auch dies nicht einmal, wie es scheint; denn leider können wir solches nur aus gewissen Andeutungen schließen, da das alte Stadtrecht von Meldorf verloren gegangen ist; doch haben wir Grund, anzunehmen, daß es von dem Lundener Stadtrecht nicht ganz verschieden war, obwohl Lunden, die neue Stadt, nicht so reich privilegirt war. Da finden wir denn, daß man durchaus trennen muß die Verwaltung und Verfassung des Kirchspiels von der der Stadt Lunden. Das Kirchspiel Lunden hatte zwanzig Geschworne und vier Schlüter, St. Annen zehn Geschworne und zwei Schlüter; die Stadt Lunden hatte zehn Geschworne und zwei Schlüter, denn so dürfen wir wohl die bezeichnen, die eigentlich der Rath hießen; denn sie waren in allen Verhältnissen jenen gleich, wurden auch für ein Jahr erwählt und waren der Zahl nach zehn Rathmänner

  1. In den Schleswig-Holstein-Lauenburgischen Landesberichten, Th. II, S. 378 ist von mir der Beweis geliefert, daß der vermeintliche Joseph Dithmarschens Schutzheiliger Oswaldus, und die vermeintliche Taube, welche die Dreieinigkeit vollmachen soll, der Rabe des Oswaldus mit seinem Ringe ist; der letztere, den die Taube niemals trägt, wird entscheidend sein.
    Kolster. 
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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/107&oldid=- (Version vom 14.6.2018)