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  1. Das Mitteldöfft. Dazu gehörten Lunden, Hemme, St. Annen, Weddingstedt, Heide, Hemmingstedt, Norder- und Süderhastedt. Die Mannschaft dieser beiden Döffte versammelte sich um Pfingsten in Ratingesmede, unfern des Sees bei Sennhusen.
  2. Das Strandmannsdöfft, nämlich Marne, Brunsbüttel, Eddellack, Böcklenburg oder Burg. Die Mannschaft dieses Döffts versammelte sich um dieselbe Zeit auf dem Barlter Ossenkamp in der Nähe von Busenwurth. Zu diesen Versammlungen mußten sich alle einfinden; wurde es versäumt, so mußte die fehlende Bauerschaft hundert Gulden Strafe erlegen, und kam dieß Versehen gar einem ganzen Döfft zu Schulden, so mußte es 1000 Gulden bezahlen.

So hätten wir denn im Ganzen ein Bild des freien Dithmarschens gegeben; aber es fehlt noch die Art, wie sich der freie Dithmarscher in dieser Einrichtung bewegte. Hier zeigt es sich recht klar, daß die Freiheit nicht ein Zustand des Genusses sein soll, sondern sie ist ein Zustand der Arbeit, und für diesen Preis soll sie gewonnen, um diesen erhalten werden; sie macht nicht frei von Pflichten, vielmehr sie legt Pflichten auf. Der freie Dithmarscher war von Anfang an seinem Vaterlande dienstbar; eilf Jahr sechs Wochen alt, stand der dithmarsische Bauernsohn schon als sein eigener Vormund da, nur Zeugniß ablegen konnte er noch nicht. In einem Alter von vierzehn Jahren hatte er sich schon einzufinden bei den Waffenübungen seines Kirchspiels und um Pfingsten sich zu zeigen bei der Versammlung seines Döffts, um da zu bewähren, daß er hinlänglich geübt sei, und wenn es Noth that, wenn Landeshöde eintrat, mit auszuziehen. Wenn er das achtzehnte Jahr erreicht hatte, lag jede Staatsleistung ihm ob; besonders was die Gerichtsverpflichtungen betraf. Darum brauchte er keine Würde zu bekleiden, etwa Schlüter oder Geschworner zu sein; dazu mochte man wohl die jungen Leute weniger wählen. Auch brauchte er nicht einmal einen eigenen Streithandel zu haben; nichts desto weniger war er jeden Augenblick der Gerichtsleistung

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/109&oldid=- (Version vom 14.6.2018)