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ruht man aus, der Beute sich erfreuend. Der König hatte inzwischen Späher ausgesandt, von denen einer den Dithmarschen in die Hände fällt, der durch die Folter zum Bekenntniß gezwungen wird; er giebt nun an, daß man von Meldorf aus nach Hemmingstedt und in die Nordergegend rücken wolle, um so Lunden zu gewinnen. Diese Kunde ist es nun wohl vorzüglich, welcher Dithmarschen seine Freiheit zu verdanken hat, denn nur durch gute Benutzung derselben ward Widerstand möglich. Einer der Häuptlinge, Wolf Isebrand, räth, in der nächsten Nacht eine Schanze auf dem Wege nach Hemmingstedt aufzuwerfen, worin sich 3- bis 400 Dithmarschen legen sollten, welche die anrückende Uebermacht abwehren sollen. Das geschieht; die Schanze wird aufgeworfen auf dem „Dusend-Düvels-Warft“, mit Geschütz hinlänglich versehen, und eine dithmarsische Jungfrau wird als Bannerträgerin ersehen und durch große Gaben dazu vermocht; und sie legt das Gelübde der beständigen Jungfräulichkeit ab.

Inzwischen aber hat das Frostwetter sich in Thauwetter und Regen verwandelt; das macht die Fürsten und den Feldmarschall Ahlefeldt bedenklich. Allein der Junker Schlenz, auf seine Kriegserfahrung trotzend, setzt seinen Willen durch. Man tritt den Zug an, findet aber den Weg noch weit schlimmer, als man sich gedacht. Mit großer Mühe hat man in mehr als einer Stunde die Hälfte des Weges zurückgelegt, als man unvermuthet auf jene Schanze stößt, die ihre Wirkung sogleich äußert. Die sächsische Garde zog voran, ihr folgten die Reiter, bei denen der König und der Herzog waren, und das Hauptbanner des Heeres, der Dannebrog. Zuletzt kamen viele Wagen mit dem schweren Gepäck. Zuerst suchte die Garde mit Gewalt durchzudringen, aber vergebens; dann werden Lanzen und Flechtwerk über die Gräben geworfen, und man versucht, die Schanze zu umgehen. Da giebt die Gefahr den Dithmarschen Muth und sie beschließen, die Herandringenden zurückzuwerfen. Zwei bis drei Mal wird der Ausfall erneuert; der Ausgang bleibt lange ungewiß, bis endlich die Tapferkeit siegt über die Ueberzahl. Die Schleusen sind inzwischen geöffnet und ein

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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/117&oldid=- (Version vom 14.6.2018)