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starker Nordwestwind treibt die See hinein. Die Flucht der Garde wird dadurch verwickelter; Viele werfen sich zurück, Mehrere versuchen Widerstand zu leisten, unter diesen der tapfere Anführer Junker Schlenz, welcher bei diesem Versuche fällt. Da werfen sich nun Alle auf die Reiter; diese sind allerdings bemüht, durchzudringen und den Kampf zu erneuern; allein es ist ihnen unmöglich, und bald sehen sie sich von beiden Seiten angegriffen von Feinden, die auf einem Wege gekommen der nur ihnen bekannt und zugänglich war, indem sie, durch ihre Springstöcke unterstützt, über die Gräben setzten. So kamen die Reiter auch ins Gedränge, und da sie nun sich umsehen nach dem Rückzuge, sehen sie sich durch das Gepäck gehindert, und die allgemeinste und zugleich die gehindertste Flucht griff um sich. Und so ließ es sich auch allein denken, daß wenig Hundert die vielen Tausend schlugen; auch wuchs die Zahl der Dithmarschen fortwährend; ihrer sollen, wenn man die in Meldorf Gefallenen mitzählt, 300 gefallen sein, von den Feinden hingegen über 20,000. Auf jeden Fall gehört diese Schlacht bei Hemmingstedt zu den unsterblichen Waffenthaten, welcher die Geschichte erwähnt.

Mit großer Mühe retteten sich der König und Herzog, und noch an demselben Tage wird Meldorf geräumt. Die zahlreichen Kirchen des Landes theilen sich in die Beute; in die Kirche zu Oldenwörden kommt jene alte Fahne der Dänen, der Dannebrog. – Noch in der Fastenzeit erfolgt ein Angriff auf die Tielenburg, die freilich im Gebiete Dithmarschens lag, aber von jeher den Holsteinern gehörte. – Die zahlreiche Beute erhielt theilweise die Bestimmung zum Bau eines Klosters, das bei der Schlacht gelobt worden und worin jene Jungfrau ihr Gelübde vollziehen sollte; doch wollte es mit demselben nicht recht fort; denn es kam nur eine domus lignea zu Stande, und der dithmarsischen Jungfrauen waren nur wenige, die zu einem Leben der Art Lust hatten; es kamen nur einige mulieres rusticanae dahin, und außerdem muß sich mancherlei Unfug und Ungebühr zugetragen haben, so daß das Kloster nie recht in Ordnung kam und nur kurze

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/118&oldid=- (Version vom 14.6.2018)