Seite:Geschichte Dithmarschens Kolster 1873.pdf/142

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

So schuf der Rath der verständigen, um 1559 in Rendsburg versammelten Dithmarschen, indem sie das von der Nothwendigkeit Gebotene redlich acceptirten, in ihrer Heimath wieder den Grund für neue bessere Zustände. Wir gehen gewiß nicht fehl, wenn wir annehmen, daß theils unter dem Namen von Geiseln, theils von Deputirten die sämmtlichen Achtundvierzig hier versammelt waren, und wenn man auf die Früchte ihrer Wirksamkeit sieht, so wird man ihnen Regentenweisheit nicht absprechen können. Aber so verständig und besonnen auch die Umgestaltung vorgenommen wurde, darum blieb es nicht minder eine peinliche, eine schreckliche Zeit. Abgesehen von den tausend Herzen, welche um die lieben Todten bluteten und höchstens in dem Bewußtsein Beruhigung finden konnten, daß sie für eine heilige Sache gefallen seien, sah sich das Land in seinem Wohlstand gründlich ruinirt. Ein Erlaß des Herzog Adolf vom Jahr 1584 eröffnet uns einen Einblick in den bodenlosen Ruin durch die Nachricht, daß er von allen Seiten angegangen sei, die Strenge der Schuldgesetze zu hemmen und ihnen, als durch den Krieg ruinirten Leuten, zu erlauben, mit ihren Gläubigern zu accordiren, freilich hinzufügend, daß diese Nachsicht vielfach schamlos mißbraucht sei; aber kein Ort ward schwerer von dem Unheil betroffen als Meldorf. Bis dahin war es Hauptmittelpunct des Verkehrs, Haupthandelsort gewesen, wenn es auch seit zwei Jahrhunderten in Wörden und Heide mächtige Nebenbuhler gefunden; aber uralter Reichthum hatte doch einen bedeutenden Verkehr gefesselt. Bei der Erstürmung war es zum großen Theil gestört und so gründlich geplündert worden, daß von Wohlhabenheit nicht mehr die Rede ist. Sein Credit ist dahin, der Handel so gründlich vernichtet, daß es zum ackerbauenden Orte wird und keine Einwendung macht gegen eine Eindeichung, die seinen Hafen eine Viertelmeile weit westwärts verlegt. Seine Stadtgerechtigkeit hat es verloren, sein Rath ist aufgehoben, die demselben beigeordneten sechs Bürger werden jetzt mit der Polizei über die Fremden betraut, dem Wegewesen und Brandwesen, neben der Verwaltung des Gemeindeguts, der Bürgerweide, die damals noch war, was sie hieß,

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/142&oldid=- (Version vom 14.6.2018)