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denn eine Beackerung eines Theiles derselben stammt erst aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts. Die nothgedrungene Hinwendung auf den Ackerbau als alleinigen Nahrungszweig drängt zu größerer Strenge gegen die Ansiedler, die sich ein Recht zur Hut auf der Gemeindeweide zuschreiben, und zerrüttet das Innere des Ortes durch unselige Zwistigkeiten.

Aber der Ruin des Wohlstandes war nicht das Einzige, nicht das Schwerste. Auf eine Zeit des gespanntesten öffentlichen Lebens war eine Zeit der Todesstille gefolgt. Abgabendruck auf Abgabenfreiheit. So begreift man, daß von denen, die aus dem Lande gewichen waren, manche erst nach zwei Jahren zurückkehrten, andere selbst nach der Beeidigung aus dem Lande entwichen. Unter den letzteren war einer der größten Landbesitzer in Lunden, Tede Evekens, der, Weib und Kind daheim lassend, nach Emden ging, um von dort aus für einen Umschwung der Dinge zu wirken. Von dort an die Mündung der Elbe zurückkehrend, wurde er an der Stör erkannt, sprang über Bord und fand bei Brunsbüttel sein Grab. Ein anderer, ein Kriegsmann, Johann Tobi, ebenfalls aus Lunden, trat in lothringische, dann in pfälzische Dienste und suchte von Lüneburg aus, wo er sich niederließ, durch seine Mitwisser die Unzufriedenheit zu nähren. Sehr sophistisch stellte man die Behauptung auf, wer nicht 1559 mit geschworen habe – also die ganze heranwachsende junge Mannschaft –, könne mit gutem Gewissen die Waffen gegen die Landesherrschaft ergreifen. Aber der Plan schlug fehl, die Spanier von den Niederlanden nach Dithmarschen zu führen. Herzog Adolf entdeckte im Kriege vor Gotha 1567 die Fäden der Verschwörung und unterdrückte dieselbe durch blutige Drohungen. Auch die nach Karsten Schröder wiederholt in der Eidermündung erscheinenden Seeräuber mögen auf die Unzufriedenheit gerechnet und sich aus Unzufriedenen recrutirt haben. Die finstere Stimmung gab sich in viel Zeichen kund: es gab Leute, welche behaupteten, ihr Land bringe nicht die darauf gelegte Steuer ein, und es lieber wüst liegen ließen, als daß sie die Gefälle bezahlten: Schmähschriften auf Fürsten und Fürstendiener müssen verfolgt

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/143&oldid=- (Version vom 14.6.2018)