Seite:Geschichte Dithmarschens Kolster 1873.pdf/146

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

keiner gegenwärtig; erst 1579 besuchte König Friedrich II. seine dithmarsischen Unterthanen.

Die politische Theilung hatte die kirchliche in ihrem Gefolge; 1559 war zwar für jeden Theil ein Superintendent gesetzt, aber das Consistorium, von dem die geistlichen Angelegenheiten sollten erledigt werden, sollte doch eines und Meldorf dessen Sitz bleiben, wie ihm auch die Einkünfte des Kalands blieben.

Es war vorauszusehen, daß das nicht Bestand haben würde, und darum hatte schon in Rendsburg die Geistlichkeit der nördlichen Theile auch für diese Gelder Theilung gewünscht, war aber damit nicht durchgedrungen. Jetzt erhielt jeder Theil sein Consistorium; einer Theilung des Vermögens widerstrebte Meldorf, das weislich, was von Geldern im nördlichen Theil belegt war, gekündigt hatte. Es machte geltend, daß das Ganze eine Stiftung von Meldorfer Geistlichen und Bürgern sei und die Geistlichen des Nordertheils, die dazu gegeben hätten, damals in Meldorf wären angestellt gewesen. So blieben die Verwendungen der beiden Landvögte Henning Boie und M. Swyn vergeblich; der Erstere rettete noch etwas, was im Kirchspiel Nordermeldorf belegt war, der Norden erhielt nichts, zum großen Verdruß seiner Geistlichen, und sah sich genöthigt, durch neue Beiträge einen anderen Fonds zusammenzubringen.

Mit dem Jahr 1570 kam neues Leben in die Gemeinde. Die erste Novembernacht brachte ein grausiges Wetter, wie es nach Neocorus, der es als heranwachsender Knabe erlebte, keine Menschenzunge aussprechen konnte. Der Sturm deckte die Dächer ab, der Regen peitschte grausig um Mitternacht, überall brachen die Deiche, das Wasser kam mannshoch herangestürzt, Thüren und Wände eindrückend, Häuser und Dörfer wegschwemmend. Die ganze Nordseeküste ward verheert, erschrecklich wüthete die Fluth in Antwerpen, 18 Städte und Dörfer zählte man dort, die vernichtet, 5000 Menschen, die das Leben verloren hatten; der Schaden an Vieh war unermeßlich. Das zwang sich zu regen. Und diese Fluth blieb nicht die einzige: 1573 trat um die Erndtezeit mit entsetzlichem Sturm und Ungewitter abermals eine erschreckliche Fluth ein, die Deiche

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/146&oldid=- (Version vom 14.6.2018)