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alten Dithmarschen der unterliegenden Parthei erlaubte, die Schlüter und Geschworenen für die verlorene Sache verantwortlich zu machen und sie vor der Versammlung des Kirchspiels zu verklagen, welche die Entscheidung über Rechtsfragen in die Hände der Urtheils- und Gedankenlosen legte und Rechtsfragen zu Partheisachen stempelte.

Die Rechtssphäre zog überall die Dithmarschen an; wir finden in dieser Zeit drei Juristen, welche sich den Doctorhut auf der Universität geholt hatten, die beiden Landvögte Christian und Henning Boie und den Vicekanzler des Herzogs, Nicolaus Junge. Ohne Zweifel war auch Marcus Swyn, der sechsundzwanzigjährige Landvogt, gelehrter Jurist, sowie vor ihm Johann Russe. So ist wohl Dithmarschen eine Bauerngemeinde, aber von Bauern, von denen manche im Interesse ihres Landes eine academische Bildung gesucht haben.

So haben wir sicherlich in allen Landvögten gelehrte Juristen zu suchen: Im Südertheil zuerst Jacob Harder zu Brunsbüttel, aus dem Boiengeschlechte 1559 bis 1566. Dann Michael Boie, J. U. Lic. zu Meldorf, vor der Eroberung Landessyndicus, ein Brudersohn des Reformators M. Nic. Boie. Neocorus nennt ihn einen gewandten und gelehrten Mann. Infolge eines Processes mit Hans Goltschmidt aus Meldorf, der ihn einen dreier Herren Dieb gescholten hatte, ward er 1572 vom Amte entfernt, verhaftet, aber auf Fürbitte seiner Haft entlassen. Seine Stelle, welche dem Claus Bruhn aus Meldorf verliehen ward, erhielt er erst nach dessen Tode 1579 wieder und verwaltete sie bis 1597, wo er ins Privatleben sich zurückzog. Er starb 1601. Ihm zu Ehren hat sein Sohn Michael das Gitter gesetzt, das in der Meldorfer Kirche den Chor vom Schiff trennt. – Im Mitteltheil: Wolt Reimers in Heide, Mitbesitzer des Hammholzes, der 1569 sterbend großes Vermögen hinterließ und dem dann Henning Boie, J. U. Dr., ein Sulemann, folgte, dem Boiengeschlechte völlig fremd. – Im Nordertheil: Marcus Swyn zu Lunden, der von 1559 bis 1573 der Landvogtei vorstand, wo er seine Entlassung nahm, worauf ihm Dr. Christ. Boie, Sohn des Meldorfers

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/151&oldid=- (Version vom 14.6.2018)