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ihnen als Landvogt anerkannt zu werden. Hatte man etwa auf eine Eifersucht Lundens gegen Heide gerechnet? Oder auf Nanne Dencker’s Ehrgeiz?

Man hatte sich verrechnet. Die Männer, Gevollmächtigte des Landes, zogen die Sache wohl in Betracht, verweigerten aber eine einseitige Schilderhebung und beschieden sie vor die große Versammlung der gesammten Gevollmächtigten in Heide. Hier ward in der Kirche eine Versammlung gehalten und nach reiflicher Erwägung des herzoglichen Schreibens das Anmuthen abgelehnt mit dem Bemerken, daß der Herzog nicht die von seinem Vater beschworenen Rechte werde brechen wollen. So traten die Lundener Männer muthig für ihres Landes Recht ein. Ob wir aus den Worten „uth des Allgemeinen Landes Befelch“ folgern dürfen, daß um die Kirche auch die versammelte Volksmenge nicht fehlte und durch Zuruf die Vertreter ihrer Ansicht stärkte, bleibe dahingestellt.

Uebrigens ward noch einmal fünf Jahre später 1597 der Versuch wiederholt, durch einen Putsch Gert Steding dem Lande als Landvogt aufzudringen. Dießmal war Hennstedt zum Ort ersehen, wo derselbe durchgeführt werden sollte, und die Versammlung war günstiger gestimmt. 52 Personen, besonders durch Karsten Junge zur Schlichtung[WS 1] gewonnen, waren vereinigt, um ihn zum Landvogt auszurufen, als ihre Pläne ruchbar wurden. Daß der Pastor Moller zu seiner Bewirthung aus dem Weinhause Wein holen ließ (das Getränk der Dithmarscher war Bier), verrieth die Anwesenheit eines hochgestellten Fremden; man erkannte Steding, das Gerücht lief von Mund zu Mund, und sofort versammelten sich aus den umliegenden Kirchspielen eine Menge von Gegnern, die durch Geschrei und Drohungen die Machinationen der Verschwörer[1] im Keim erstickten.

    E. wisen wolbedachten Boi Nanne Denkern, Karsten Junge vnd eren Mithulpers Radt Henneforder och nicht uthslan, sondern den Ende wohl bedenken.“ (Vergl. Neocorus II, 319.)

  1. Die Eroberung hatte nicht in jeder Beziehung den besten Elementen in Dithmarschen zur Macht verholfen. Neocorus klagt wiederholt

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Schlichting
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/159&oldid=- (Version vom 26.6.2018)