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Jahre 1598 erschien auch König Christian IV. mit seinem Bruder Johann, seinem Schwager Johann von Brandenburg und Herzog Magnus von Lüneburg. Geleitet von etwa 100 Mann zu Pferde kam er über Lunden und Heide, nahm Nachtquartier in Meldorf und verweilte daselbst einen Tag. Ein großes Menschengedränge sammelte sich um ihn, man hätte ihn auch gern eingeholt; aber noch war das Land ohne Waffen. Er zeigte sich freundlich und zugänglich, überrascht über des Landes eigenthümliche Tracht, namentlich über die große Kopfbedeckung der Frauen, die Kagel, kaufte eine ganze Frauentracht und sandte einen seiner Trompeter darin an seine Gemahlin. Dann zog er über Brunsbüttel nach Wilster und Crempe, das er beschloß besser befestigen zu lassen. Er forderte dazu von Süderdithmarschen einen Mann von jedem Pflug, 1600; doch zog die Landschaft vor, sich durch 3000 Thaler davon frei zu kaufen. Im Jahre zuvor hatte er zum ersten Mal im Lande, in Meldorf, durch seine Räthe einen Landtag abhalten lassen, während bis dahin die Dithmarschen zu solchen stets außerhalb Landes beschieden waren. Noch in demselben Jahre 1598 kam auch der Herzog Johann Adolf, um eine Eindeichung persönlich zu betreiben. Nach altem Dithmarscher Grundsatz war der Außendeich Besitz der Commune. Auch die Eroberung ließ ihn derselben abgabenfrei, während das Marschland innerhalb des Deiches einer festen Auflage unterworfen wurde. Kam nun gleich das Außendeichsland dem Einzelnen nicht wie das Eingedeichte zu statten, so gewährte es ihnen doch für die Erhaltung ihres Viehstandes große Vortheile, die sie festzuhalten suchten, um so viel mehr, als die Eindeichung nur mit großer Mühe und Unkosten zu erreichen war und mancherlei Chancen nachher noch zu befahren sein konnten, während die Abgabe von dem Gewonnenen in sicherer Aussicht stand. Die Folge davon war Abneigung der Communen, das zum Eindeichen reife Land einzuholen; selbst die Eindeichung, welche schon vor der Eroberung 1558 begonnen war, blieb unvollendet liegen. Es fehlte ja damals selbst an eindeichenden Händen. Jahrelang hatte sich die Regierung allem Deichwesen fern gehalten,

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/167&oldid=- (Version vom 14.6.2018)