Seite:Geschichte Dithmarschens Kolster 1873.pdf/168

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

jetzt hatte sie ihren Vortheil erkannt und trat mit Ermahnungen, Aufforderungen, Befehlen zum Eindeichen hervor, ja erklärte selbst den Außendeich für ihr Eigenthum und drohte den Communen, wenn sie nicht eindeichen würden, die Eindeichung selber in die Hand zu nehmen und dieselben jeglichen für sie daraus entspringenden Vortheils zu berauben. Aus dieser Lage der Dinge erst begreift sich das Zögern der Communen, die Langsamkeit des Fortschrittes und die Verzagtheit, wo sie auf Hindernisse stießen.

Die Ansprüche der Fürsten auf das dem Meer abgewonnene Land und ihr Eifer für die Eindeichung tritt zunächst hervor 1597 in den Streitigkeiten über Diecksand, worauf jetzt beide Regierungen, die eine für Marne, die andere für Büsum, hier als alten Besitz, dort als neuen Landzuwachs Ansprüche erhoben. Königliche und fürstliche Commissare erschienen zur Localbesichtigung, selbst fremde Schiedsrichter, Zeugen, wurden abgehört, unter denselben auch Neocorus, Documente beigebracht; aber Einigung ward nicht erzielt. – Mehr Erfolg verhieß die Eindeichung bei Weslingburen, wo der Herzog durch 12 Commissarien aus Eiderstedt, Nord- und Süderdithmarschen den Landzuwachs besichtigen ließ und selbst persönlich erschien, die Sache zu betreiben. Der Zweifel, ob man bei Schülp nicht der Eindeichung eine größere Ausdehnung geben solle, hielt die Sache ein Zeitlang hin. Dagegen griff man bei Büsum und Reinsbüttel die Eindeichung energisch an und fing an, auf beiden Seiten zu arbeiten, den jetzigen Wahrdamskoog einzuschließen: einen Deich von 472, den andern von 572 Ruthen Länge. Aber jene Zeit war noch nicht im Stande, so großartige Werke rasch zu beschaffen, und hatte darum leicht mit einer größeren Zahl von Hindernissen zu kämpfen; es dauerte 9 lange Jahre, ehe das Werk vollendet ward.

Höchst unerquickliche Verhältnisse ergaben sich in dieser Zeit im Innern. Der Landvoigt Boie Nanne Denker, ein energisch durchgreifender Mann, klagte über mangelnden Gehorsam, das Land dagegen über seine Willkür, Eigenmächtigkeit und Bedrückung. Das letztere muß sehr entschiedene Beweise beigebracht

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/168&oldid=- (Version vom 14.6.2018)