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Kanzler war. Die Bestimmungen sind immer noch sehr liberal und Neocorus stimmt der im Herbst auch in Süderdithmarschen publicirten Verordnung von ganzem Herzen bei.

Im Sommer des Jahres 1600 sah sich das Land durch die Furcht einer Heimsuchung durch Seeräuber (Dünkirchener?) erschreckt, welche das Gerücht schon bei Helgoland liegen ließ. Man fürchtete Wegführung einzelner reicher und angesehener Männer, errichtete Signalfeuer und Theertonnen längs der ganzen Seeküste und hielt sorgfältig Wache; auch die Regierung sah die Sache nicht für unwichtig an, forderte zur Bewaffnung auf, erbot sich auch zu Lieferung von Waffen, wenn das Land für die Bezahlung Bürgen stelle. Aber die Landesbevollmächtigten, die in Weddingstedt zusammentraten, lehnten es ab mit der Erklärung, daß man das Nothwendige an Waffen im Lande habe und das weiter Benöthigte sich privatim verschaffen könne.

Ein Großes brachte das Jahr 1601, eine neue Verbindungsstraße mit Holstein. Die Natur hatte Dithmarschen eigentlich nur einen Weg geschenkt, um mit dem Osten zu verkehren, den Weg von Meldorf nach Hanerau. Mit der Eindeichung von Dithmarschen und der Wilstermarsch hatte sich ein zweiter ergeben, aber nur in trockener Jahreszeit passirbar, der sogenannte Querslippen südwärts vom Kudensee.[1] Die Zollstätte zu Hanerau war von uralter Zeit her den Dithmarschen ein Pfahl im Fleisch gewesen. Der Friede 1405 hatte diesen Zoll beseitigt, Christian I. ihn 1473 vertragswidrig hergestellt. Dann war er für die Dithmarschen selbst wenigstens aufgehoben und nur für Transitgüter geblieben. Durch die Eroberung mußte er hinfällig werden, da beide Länder nun einen Fürsten hatten; aber der König hatte kurz vor der Eroberung das Schloß Hanerau an einen Herrn Moritz Ranzau verkauft, der sich nun anmaßte, den Zoll fortzuerheben. Er behauptete, der Zoll von der Eider bis zur Elbe gehöre ihm, und unternahm selbst am Querschlippen einen Schlagbaum zu errichten. Als die Dithmarscher

  1. Schlippen, Weg über den Deich. Dankwerth, Karte, S. 298.
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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/170&oldid=- (Version vom 14.6.2018)