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denselben mit Gewalt zerstörten, klagte er beim Amtmann von Steinburg, der freilich nichts damit zu thun haben wollte, aber ihn doch gewähren ließ. Selbst die Benutzung der Holstenau ward den Dithmarschen von Hanerau aus verkümmert; man bemächtigte sich ihrer Güter auf dem Strom. Die Vorstellungen des Landvogts Henning Boie wies Detlef Ranzau in hochfahrender Weise ab; Hanerau sei Zollstätte gewesen, ehe er, der Landvogt, geboren sei. Vergebens stellte Mich. Boie das ganz Widersinnige eines solchen Zolles vor; gegen den bei Hofe einflußreichen Adligen war nichts auszurichten. Da bewog Boie seine Landsleute, sich mit Schenefeld zu vereinigen, selbstständig einen neuen Damm über das Moor nach Schafstedt zu schlagen und von da einen Weg über Hohenhörn nach Schenefeld zu legen. Der König, der sich allerlei Privilegien zu Gunsten Ranzau’s hatte ablocken lassen, verhieß ihnen bei seiner Anwesenheit in Meldorf, sie sollten diesen Weg ohne Eindringen und Veränderung gebrauchen. Und so geschah es; zwar erschien auch hier der Besitzer von Hanerau und ließ ein festes Haus bauen. Aber die Regierung nahm sich nun der Dithmarschen an. Lange ward freilich noch die Unterscheidung von dithmarsischem und Transit-Gut geltend gemacht, eine Unterscheidung, auf welche die Landvögte geneigt waren einzugehen, was aber der starre Sinn der Bevölkerung ablehnte, der nicht einmal zu einer mündlichen Anmeldung beim Zoll sich verstehen wollte. Damit drangen sie freilich nicht durch, aber in der Hauptsache erreichten sie doch ihren Willen. Herzog Johann Adolf stand treu zu ihnen, und 1610 erhielten sie auch des Königs Zusicherung, so daß sie die Furcht, daß ihnen unter der Form von Legitimationsscheinen der Zoll wieder aufgedrungen werden solle, aufgeben konnten. Die damals angelegte Straße ward auf drittehalb Jahrhunderte die Hauptlandstraße Dithmarschens und ist es geblieben, bis 1857 die Chaussee über Hochdonn gelegt wurde, da Schenefeld in seiner Bedeutung gegen Itzehoe ganz zurückgetreten war.

Demnächst ziehen vor allen die großen Deicharbeiten unsere Aufmerksamkeit auf sich, welche zwischen Büsum und Reinsbüttel

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/171&oldid=- (Version vom 14.6.2018)