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und daß das Land erwiderte, daß es unfähig sei zu zahlen, sein Wohlstand auf Jahrzehnte, vielleicht auf immer verloren. Es kommen schwere Zeiten vom Himmel; aber wenn sie da sind, muß der Einzelne aufbieten, was in ihm an Kraft ist; da heißt sich zurückziehen Verrath üben am Ganzen. So mögen vielfach die Landesgevollmächtigten zusammenberufen sein; aber bei aller Dringlichkeit der Forderungen stieß die Regierung im Lande auf fortwährende Proteste, daß man außer Stande sei zu zahlen. Die Landesgevollmächtigten erhielten nach Sedorf (Westphalen. Mon. ined. III, 1901) von den Kirchspielen gemessene Aufträge, nach denen sie zu stimmen hätten, gleichviel, ob es galt, dem Staat das Nothwendige zu leisten oder die Contributionen und Einquartierungslasten nach billiger Norm zu vertheilen. Eine Anstrengung der minder heimgesuchten Kirchspiele konnte die Unglücklichen retten, aber die Blindheit und Selbstsucht der Masse verblendete sich über die Pflicht. Die Verständigeren mußten einsehen, daß es so nicht gehen könne, aber woher sollte die Hülfe kommen?

Da schlug sich ein gewandter und entschiedener, wenn auch sonst moralisch nicht zu lobender Mann in’s Mittel, Johann Fehring, Kaufmann zu Weslingburen, Sohn eines Kirchspielvogts in Hennstedt. Er bezeichnete diese positiven Weigerungen als das, was sie waren, Unordnung und Zerrüttung, herstammend aus dem letzten Kriege, durch den das Land aus seinem alten Zustande gekommen, auch dem Herzoge nicht geworden sei, was ihm gebühre, und wies beiläufig auf die Kosten hin, welche das Land von diesen unablässigen Sendungen von Gevollmächtigten habe. Sein Rath war, neben der herrschaftlichen eine eigene Landescasse zu bilden, zu ihrer Verwaltung einen Landespfennigmeister anzustellen, die Versammlungen der ganzen Kirchspiele zu beseitigen, den Deputirten dagegen Beschlußfähigkeit beizulegen, von diesen Deputirten zwei, drei oder in kleinen Kirchspielen einen dem Kirchspielvogt an die Seite zu setzen, die Sachen im Plenum zu berathen und kirchspielsweise zu beschließen. Kurz von ihm stammt der Modus der Abstimmung, der in Norderdithmarschen bis auf die neueste

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/187&oldid=- (Version vom 16.9.2022)