Seite:Geschichte Dithmarschens Kolster 1873.pdf/215

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

nach Sachsen seine Waffen getragen und der Bischofssitz zu Bremen seine Thätigkeit begonnen hatte, erhoben sich diesseits der Elbe vier Kirchen, zu Hamburg, Heiligenstedten, Meldorf und Schenefeld. So erzählt uns Adam von Bremen um 1076 großentheils aus den Papieren des Anschar. Daß jene Kirchen nicht an bis dahin unbewohnten Orten, sondern recht in Mittelpunkten des Volksverkehrs gegründet wurden, ist mehr als wahrscheinlich; sollte doch von da aus das Christenthum sich durch die Adern des Stammes ergießen. Meldorfs Existenz also reicht bis in die heidnischen Zeiten zurück. Die Wahl der drei ersten Orte erklärt sich leicht durch ihre Lage am Ausfluß der Alster, Stör und Miele, denn das Christenthum kam von Westen, und Seefahrer waren die ersten Vermittler der Verbindung; alle drei Orte sind Seehäfen und unsere jetzt so winzige Miele hat doch einmal den Verkehr angebahnt. Bei Hamburg freilich kam hinzu, daß dort die vorliegenden Elbinseln den Uebergang über die Elbe sicherten, und Land- und Seeverkehr sich dort die Hand bot. Räthselhaft aber bleibt auf den ersten Blick die Wahl von Schenefeld. – Schenefeld aber ist noch heute der Knotenpunkt zweier Landstraßen, von denen die eine nordwärts über Jevenstedt nach dem Eiderübergang (Rendsburg), die andere östlich über Nortorf nach dem nächsten Ostseehafen Kiel führt. Nach ihrer Vereinigung setzen sich diese beiden Straßen westlich fort und führen über Hanerau nach Meldorf. So hing Schenefeld durch das Mittelglied Meldorf mit Bremen zusammen, von welchem Punkte in unsern Gegenden das Christenthum sich verbreitete. Schenefelds Kirche ist ein Vorposten der Meldorfer und stellt die Bedeutung Meldorfs in ein glänzenderes Licht als irgend etwas sonst. Noch um 1600 sucht Dithmarschens Landstraße die Verbindung mit Schenefeld. Die Nachricht Adams von Bremen, daß an die Berichte von des Erzbischofs Willerich missionarischer Thätigkeit diesseits der Elbe in dem liber donationum zu Bremen sich die Erwähnung von häufigen Visitationen der Meldorfer Kirche anschloß, läßt auf den regen Verkehr Meldorfs mit der Wesermündung ein bedeutsames Licht fallen. Andrerseits scheint die

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/215&oldid=- (Version vom 14.6.2018)