Seite:Geschichte Dithmarschens Kolster 1873.pdf/218

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wir dann aber jenem Wege nach dem Kirchhofe nach, so haben wir linker Hand das große Kieslager, das 10 Jahre lang Meldorf mit diesem Material versorgt hat, und uns unwidersprechlich sagt, daß hier ein Bette der Miele war, vielleicht gar die Stelle, wo sich die beiden Auen, welche dieselbe bilden, einst verbanden, die Fielau, der Abfluß des Fieler Sees, und die Süderau, die durch die tiefen Wiesen der Marschkammer sich bis an den Fuß der Bargenstedter Höhen hinzieht, vermittelst Durchstiche der Serpentinen verkürzt, sonst im Wesen unverändert. In alter Zeit setzte sie sicherlich im Herbst und Winter alles unter Wasser, ja selbst oftmals im hohen Sommer, so oft Regengüsse sie schwellten. Bis an die Bargenstedter Höhen haben wir nur Wiesenland, hier aber begann in alter Zeit der Holzgrund, der sich bis nach Tensbüttel erstreckte, wo die Au entspringt. Es kann keinem Zweifel unterworfen sein, daß dieser Holzgrund dem Flüßchen einstmals einen Reichthum von Wasser zuführte, den wir jetzt nur ahnen können. Aber auch der ganze Rand der Anhöhen, die das Becken des Fieler Sees umgaben, noch jetzt ein holzreicher Theil Dithmarschens, bei Sarzbüttel, Leersbüttel, Odderade, Nordharstedt, war reichbewaldet und auch die Fielau viel mächtiger als gegenwärtig. So reichten beide hin den Hafen zu speisen, der durch den raschen Abfluß des Regenwassers von dem westlichen Abhang des Hügels, auf dem Meldorf liegt, vor Zuschlickung und durch das abfließende Wasser der Miele vor Ansatz von Moorbildung geschützt war. Denn dadurch ist der Meldorfer Hafen von der Mündung der Eider bis zu derjenigen der Stör ausgezeichnet, daß hier allein der Streif Moor d. h. Morast unterbrochen ist, so daß in Wahrheit hier und nur hier auf Meilen weit, wie H. Detleffs sagt, die Schiffe an den Flecken anlanden und anlegen konnten. Wie schwach es also auch immer ausgestattet war, kam Meldorf doch mehr als irgend ein anderer Punkt in der Runde dem Bedürfnisse des Kaufmannes, trocken seine Waaren zu landen, entgegen. Es hatte keinen Nebenbuhler; wenn’s einen gehabt hätte, so wäre es Windbergen gewesen, von wo sich ein Abfluß des Windberger Sees westwärts

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/218&oldid=- (Version vom 14.6.2018)