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zur Weide benutzt wurde, was nach der Eindeichung nicht wohl denkbar ist[1].

Ein dritter Grund läßt sich ablehnen, die Berufung auf die Thätigkeit Vicellins, als die Wilstermarsch, aber nicht Dithmarschen berührend. Er ist, wenn auch nicht Schöpfer unserer Deiche überall, doch sehr thätig für dieselben gewesen. Wir sehen ihn (Westphalen, Mon. ined. II, 28) in den Jahren 1139, 1140, 1146 in der jetzigen Wilstermarsch eine Belehnung über die andere empfangen, besonders merkwürdig ist eine vom Jahr 1141, die ihm den sonst dem Erzbischof zukommenden Zehnten in allen den Districten verleiht, die er mit seinem Kloster oder durch seine Hintersassen und Pächter würde herausgearbeitet haben (quaecunque elaboraverint). Eine andere Urkunde meldet von der sich in den Marschdistricten mehrenden Bevölkerung.

Die in diesen Dingen sehr klarsehende Dithmarscher Zeitung von 1833, S. 150, setzt die Entstehung der dithmarsischen Deiche nach Wahrscheinlichkeit in den Anfang des elften Jahrhunderts, wohl hundert Jahre zu früh, denn um 1106 öffnete nach Bolten II, 284 ff. der Erzbischof Friedrich I. von Bremen den Anerbietungen von Holländern sein Ohr, die sich erboten hatten, gegen einen bestimmten Jahreszins und Zahlung des Zehnten das unbebaute Marschland einzudeichen, wogegen er ihnen Leben nach eignem Gesetz und Beliebung zugestand, Erbauung von Kirchen, wo es ihnen zweckmäßig schiene. Von hier an erscheinen jenseits und diesseits der Elbe die agri Hollandenses und das jus Hollandricum. Es sind, wie man aus einem Diplom Hartwigs I. vom Jahr 1149 ersieht, Altländer, die diesseits der Elbe solche Privilegien empfangen (de justitia, qualem Hollandensis populus circa Stadium habere consuevit). – Es wäre doch wunderbar, daß Hartwig nicht seine angestammten Dithmarschen dazu herangezogen hätte, wenn diese schon länger Deiche gehabt hätten, überall, daß man in der Grafschaft Stade, zu der doch das Alteland ebenso wie Dithmarschen gehörte, aus Holland die Deichbauer hätte kommen lassen und[WS 1] sie mit

  1. Dehio, Hartwig von Stade (1872), S. 79 ff.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: uud
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/227&oldid=- (Version vom 26.6.2018)