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Hemmingstedt auf, die so tief ins Volk gedrungen waren, daß er aus ihnen Beweise hernimmt; der Angriff auf die Marienburg 1403 rief sofort ein Lied hervor, das zwischen dem gemachten und zurückgeschlagenen Angriff muß verfaßt sein, denn es athmet noch Siegesvertrauen (Neocorus I, 383). Die Drohungen des Königs Johann und deren stolze Abweisung werden I, 423 besungen. Auch Hans Dethleffs hat uns Lieder von volksthümlichem Inhalt erhalten; man sang zum Tanze (Neocorus II, 568). Aus einem Bruchstück eines Liedes weist Neocorus ein verschollenes Geschlecht, der van den Hage, nach, der Reim in dem bekannten „röhret de Hende, snidet de Sacksbende“ weist auf poetische Spuren. Nicolaus Boie, der ältere, war geistlicher Liederdichter (Neocorus II, 37 f.; vgl. ferner Neocorus II, 40. 73. 93. 96. 110; nicht zu vergessen I, 196, dessen Dichter sich ausdrücklich als Dithmarscher zu erkennen gibt). Kurz Dithmarschen ist voll Sang und Sangeslust; noch heut zu Tage lebt wenigstens der Anfang eines beliebten Liedes: „Stuf vör Meldorp slogen wi de Deusen“, sowie das ebenfalls verschollene: „Lat de blaue Flag mal weihn“, um von den spätern Liedern Rachels nicht zu reden. – Nein, nein, hier zeigt sich ganz verschiedene Sinnesart der Stämme.

Weil aber weder die geschichtliche Ueberlieferung, noch die Sprache den Friesenfreunden einen Halt gewährt, so laß sehen, ob nicht doch Bauart und Sitte einen solchen darbieten; denn was braucht hier daran erinnert zu werden, wie traditionell bis in unser Jahrhundert hinein die Bauart der Häuser in Stadt und Land gewesen ist, so daß man daran leicht eine Handhabe für die Abstammung der einzelnen Districte gewinnen kann? Hören wir denn über das dithmarsische Haus, was mir darüber ein wackerer Landschullehrer, Herr Cantor Johnsen in Weddingstedt, aus Autopsie geschrieben.

„Was Form und Einrichtung anbetrifft“, sagt er, „so war vor reichlich 30 Jahren, wie ich hier in Weddingstedt angestellt wurde, noch das alte sächsische sogenannte Rauchhaus ohne Schornstein vorherrschend. Bei diesem ist die große Thür mit 2 Flügeln nach der Straße gerichtet; durch selbige gelangt man

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/237&oldid=- (Version vom 14.6.2018)