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so mehrt sich dadurch allerdings die Zahl der friesischen Geschlechter, nur gewinnt man keinen Beweis, daß die Vogdemannen ein solches waren. Wir müssen[WS 1] dieß Geschlecht (mit vollem Namen Vojedigmannen), das nach Neocorus in Burg und Windbergen heimisch war und die Mauer mit Zinnen im Wappen führte, gleich wie die Familie Reventlow, bekanntlich auch dithmarsischen Ursprungs, streng scheiden von den Boien mit dem halben Adler und drei Gerstenkörnern im Wappen. (Daß Nicolaus Boie in Weslingburen ein Vogdemann war [II, 35] beweist nichts, denn Boie ist noch heutzutage ein geläufiger Vorname in Dithmarschen, und er fehlt auch in der von Neocorus angezogenen Stammtafel der Boien. Ueber M. Nicolaus Boie in Meldorf muß Neocorus irren, denn dessen Nachkommen führen noch heute Adler und Gerstenkörner, sind also keine Vogdemänner.)

Es hat also eine Zeit gegeben, wo Friesen eingewandert sind in Dithmarschen. Ist es erlaubt, eine bescheidene Vermuthung vorzutragen über den Grund dieser zahlreicheren Einwanderung? Es war die Erbauung der Deiche. Die hannoverischen Elb- und Wesermarschen sind durch Holländer, d. h. vielleicht durch Friesen, angelegt worden, und der Mann, der sie heranzog, war Erzbischof Hartwig I. von Stade, der Bruder des in Burg erschlagenen Grafen Rudolf; sollte man für die dithmarsischen Marschen nicht Gleiches annehmen dürfen, wenn es denn auch nicht überliefert ist?

Aber man hat sich auch auf die Sitte berufen, um nach einer wie der andern Seite die Abstammung zu erweisen, und da sehen wir aus Neocorus I, 59, daß man die Tracht der Dithmarschen abweichend von der der Sachsen fand. Er macht aber aufmerksam, wie stark oft die Kleidung in den einzelnen Landestheilen selber abweiche und von Zeit zu Zeit wechsele, so daß man auf diesen Beweis nicht allzuviel zu geben habe. Dann tritt er (I, 44) mit der Behauptung hervor, daß das Messer, welches der Dithmarscher am Gürtel trage, von ihnen Tseken geheißen, nach dem sich auch ein Geschlecht, die Itzemannen (I, 236) Seken nannte, welches dieß Messer in einen

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  1. Vorlage: müsseu
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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/241&oldid=- (Version vom 26.6.2018)