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Was die sogenannte Vertreibung des Adels betrifft, so stelle ich mir die Sache so vor, daß durch einen Landesschluß die Adelscurie wegfällig wurde, daß aber die gesammten adligen Familien in den Rathgebern vertreten waren und so ihnen der Haupteinfluß gesichert blieb. Welche Schmälerungen ihrer Rechte über Hintersassen damit verbunden waren, darüber schweigt die Geschichte. Einzelne mögen erzürnt das Land verlassen haben, von einer Auswanderung im Großen ist doch keine Spur; von einer eigentlichen Vertreibung noch viel weniger.




VIII.
Ueber die Bodengestaltung Dithmarschens.

Um es nicht unbegreiflich zu finden, daß damals Dithmarschen nicht mit Holstein vereinigt ward, ist es nothwendig, sich die Bodengestaltung Dithmarschens zu vergegenwärtigen, die nicht bloß hierfür die Erklärung giebt, sondern auch für das Verständniß seiner Geschichte von größter Wichtigkeit ist. Schon der Umstand, daß das Ländchen trotz seiner mäßigen Größe (jetzt 23 Quadratmeilen) von Karl dem Großen nicht mit den benachbarten fünf bis sechs mal größeren Grafschaften Holstein und Stormarn, sondern mit dem entfernten, jenseits der Elbe gelegenen Stade verbunden ward, muß befremden und zum Nachdenken anregen; nicht minder, daß es demselben gelang, den streitbaren benachbarten Fürsten das ganze Mittelalter hindurch zu widerstehen und jeden Versuch, sich in demselben festzusetzen, blutig zurückzuweisen, und das ohne einheitliche Leitung, ohne besondere Veranstaltungen. Und doch ist meines Wissens vor den trefflichen Untersuchungen in der Dithmarsischen Zeitung (meist vom Herrn Conferenzrath Lempfert) 1832 und 1833 kein Versuch gemacht, in der eigenthümlichen Bodengestaltung

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/252&oldid=- (Version vom 16.9.2022)