Seite:Geschichte Dithmarschens Kolster 1873.pdf/263

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die Zeit der Erbauung erhalten ist, so müssen wir dieselbe durch Schlüsse festzustellen suchen, und da wird man einräumen müssen, einmal daß der Bau einer solchen Kirche die Kräfte des Kirchspiels überstieg, sodann, daß, seitdem Meldorf Hauptstadt[WS 1] war, Dithmarschen sich den Bau einer Kathedrale zu einem Ehrenpunkt machen konnte, demnächst daß der Baustil auf das Ende des dreizehnten Jahrhunderts hinweist, endlich daß der Beschluß, nach dem Siege bei Wörden, 1319, zum Dank für den Sieg in Meldorf ein Kloster zu bauen, sich doch nur begreifen läßt, wenn eine würdige Kirche nebst Thurm bereits existirte. – Also vor 1300 wird dieser Bau vollendet gewesen sein. – Wenn wir uns aber auf den Baustil beriefen, so sind für unsere Gegend einige Worte der Erläuterung wohl nicht überflüssig. Man pflegt hier Kirchen von der Art der unsrigen ohne weiteres gothische zu nennen und dadurch zwei verschiedene Baustile mit einander zu verwechseln, den älteren romanischen Pfeilerbau, der, wie uns einer der ersten Kenner dieser Sachen, Lübke in seiner Geschichte der Architectur, S. 199 lehrt, vom Jahr 1000 an drei Jahrhunderte die abendländische Welt beherrschte, und den gothischen Säulenbau, dessen Anfänge 1160 erscheinen und der seine höchste Ausbildung im 14. Jahrhundert erreicht. Charakteristisch ist für den ersteren zunächst der Pfeiler, dem sich kräftige Halbsäulen vorlegen, oben bedeckt durch einen abgerundeten Würfel, von dem die Gurten emporsteigen; sodann der Rundbogen, der sich aber bei den späteren Kirchen romanischen Stils, im sogenannten Uebergangsstil, zu einem flachen Spitzbogen erhebt; endlich, daß sich das Quadrat, welches durch die Kreuzung des Langschiffes mit dem Querschiff entsteht, nach der einen Seite als Chor, nach den beiden andern als Flügel, und endlich nach der letzten verdoppelt oder verdreifacht als Langschiff wiederholt. Für den gothischen Stil dagegen nennt Lübke als charakteristisch zuerst als Grundlage die freistehende Säule. Da aber die Säule viel geringere Tragkraft hat als der Pfeiler, so haben die Säulen viel näher an einander gerückt werden müssen, die Bogen zwischen ihnen steigen doppelt spitz empor und es entstehen mit Ausnahme jenes

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Hanptstadt
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/263&oldid=- (Version vom 16.9.2022)