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Defensivkrieges bedingen sie für sich nur die Erstattung der Kosten; weiter sagt ihnen der Graf absolut nichts zu. Ist schon dadurch dieser Vertrag höchst merkwürdig, so wird er es doppelt, weil ihn nur eine Partei in Dithmarschen schließt, die Landesgemeinde mit ihrem Rath an der Spitze: der Adel und die erzbischöflichen Vögte fehlen. Aber auch der Feind, gegen den derselbe geschlossen wird, ist räthselhaft, ja vollständig unsichtbar. Es ist ein Feind, der „den Friedenspfad des Grafen binnen Landes stören kann“, der aber auswärtig eine Unterstützung zu gewärtigen hat. – Ist es zu kühn, auf den holsteinischen Landesadel zu rathen? Von ihm sagt Waitz (Schleswig-Holsteinische Geschichte I, 126): „Mit den eignen Rittern, den Dithmarschern, den Lübeckern, den wendischen und deutschen Fürsten fehlte es den Grafen nicht an Streitigkeiten“ und (S. 125): „Die Ritterschaft hat sich (bei den Theilungen des Landes) offenbar nicht trennen lassen, sondern in diesen Theilungen einen Grund gefunden, unter sich engere Verbindungen einzugehen.“ Enewold bei Westph. IV, 1624 spricht ganz unverholen von den heftigen Spannungen und Gegensätzen beider Theile. Das giebt Licht: Gegen den Adel beider Länder - denn daß man dieses Bündniß nicht außer Beziehung auf die drei Jahre später erfolgte Unterdrückung des dithmarsischen Adels betrachten darf, wird doch wohl kaum bestritten werden – ist dieß Schutz- und Trutzbündniß geschlossen worden. Der scharfe Gegensatz zwischen Graf und Adel ist auch von Bolten II, 348 in dem gleich darauf folgenden Hasenkrieg anerkannt: „Es wurden damals einige holsteinische Edelleute beschuldigt, daß, weil ihnen dieser Krieg ganz zuwider gewesen wäre, sie mit Vorsatz zu fliehen den Anfang gemacht hätten, aus welcher Ursache sie auch vom Grafen Landes verwiesen wurden“ (vgl. J. Petersen, Holsten-Chronica, S. 78). Aber wir finden hier ein Gewirre von Verhältnissen: 1283 schließt der Graf Bündniß mit den Dithmarschen, augenscheinlich, teilweise gegen den Erzbischof; 1288 dagegen finden wir den Erzbischof Giselbert die Dithmarschen mit Truppen unterstützend, die Grafen dieselben angreifend, den dithmarsischen Adel von

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/272&oldid=- (Version vom 14.9.2022)