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seines Heeres zu einer neuen Unternehmung an sich zu ziehen. Mit diesen machte er am 7. September dieses Jahres den denkwürdigen Einfall in Dithmarschen, und viel mecklenburgischen Adels folgte ihnen; die Edeln von Gutzkow, von Wonstorf, von Ghemmen, auch Grafen, ungenannte, hat E. v. Kirchberg; die fremden Geschichtschreiber haben sie alle zu Grafen gemacht. Wenn gleich das Jahr vom Presbyter Bremensis als 1320, von Neocorus 1321, von Krantz 1322, in Johann Russe’s Fragmenten sechsmal als 1319 (eben so Kirchberg), dreimal als 1322 angegeben wird, so ist es darum doch nichts weniger als zweifelhaft. Herzog Heinrich von Mecklenburg hat nämlich 1321 an der Marienkirche zu Wismar eine Seelenmesse zum Andenken an seine im Jahre 1319 am Vorabend von Mariä Geburt (den 7. September) in Ditmarschen gefallenen Landsleute gestiftet: „Memoria nostra et progenitorum nostrorum et militum ac militarium nostrorum in Dithmarcia anno domini MCCCXIX in vigilia beatae virginis Mariae occisorum.“ Urkunde in Schröders Papistischem Mecklenburg I, 991, und Maschs Mecklenburgischem Urkundenbuch VI, 4252. Dadurch steht also das Jahr fest.[1]

Versuchen wir denn auch das Detail der Ereignisse festzustellen. Man hat darauf hingewiesen, daß die verbreitete Erzählung auf verhältnißmäßig junge Quellen zurückzugehen scheint, und daraus auf eine sagenhafte Ausbildung der einzelnen Ereignisse geschlossen. Je wichtiger aber die Folgen des Krieges gewesen sind, um desto größer ist auch das Interesse an dem wirklichen Verlauf. Daß das einfache Schweigen der älteren Quellen über gewisse Ereignisse keine absolute Verneinung derselben

  1. Gütige Mittheilung des Herrn Archivrath Lisch in Schwerin. Das richtige Datum haben auch E. v. Kirchberg, Mecklenburgische Reimchronik. (Westphalen IV, 816.) Continuator Alberti Stadensis, S. 8. Detmar, Lübecker Chronik, ed. Grautoff, S. 210 Gensken, Slavische Chronik (Russe, fr. VI); Anonymus (fr. VIII), J. Rodek (fr. XXI), Milde aus Lunden (fr. XXIII), Nicolaus Witte aus Neuenkirchen (fr. XXIV).
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/279&oldid=- (Version vom 16.9.2022)