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Diese zeigt sich uns besonders aus einer Streitsache, welche die beiden Kirchspiele Marne und Büsum mit einander hatten über die Frage, zu welchem von ihnen die Insel Dicksand gehöre? wobei er in der von ihm genannten Commission war, und wo vorzüglich durch seine Landeskunde und durch den lebhaften Eifer in der Vertheidigung der Rechte seines Kirchspiels diesem jene Insel zugesprochen wurde.

Wenn wir dieses zusammennehmen, so scheint es allerdings, daß des Neocorus Hauptverdienst in der Sammlung, Sichtung und Zusammenfügung der vorgefundenen Arbeiten bestand. Doch wie sollte er auch anders? Wem es nicht zu Theil geworden ist, selbst in der kräftigsten Zeit seines Volkes zu leben, der kann nicht mehr: er muß von Anderen den Hauptstoff erborgen. Bei dem Allen thut Neocor es durch seinen Geist den anderen Historikern gleich: durch die Liebe, die er zu seiner Arbeit mitbringt, und dann nicht weniger durch seine ungemeine Unpartheilichkeit, nicht mit höhnischer Verachtung auf den jetzigen unglücklichen Zustand seines Volkes hinblickend, nur mit Theilnahme, wenn auch mit tadelnder; endlich durch seine vaterländische Schreibart.

Was bleibt uns denn noch zu dem Verdienst des Neocorus bei gegenwärtiger Behandlung hinzuzufügen? Zunächst die Benutzung der Arbeit eines schlichten Landmannes aus Windbergen: Hans Detleffs, der 1630 schon des Neocor Werk an sich brachte. Er beschloß aus demselben einen Auszug zu machen, den er im Ganzen sehr verständig zu Stande brachte, obwohl nicht mit tiefer Sachkenntniß. Er berichtigte auch manches aus Nachrichten, die er aus guter Hand erhalten, und führte die Geschichte fort bis zum Jahre 1649. Doch weil an den Druck des Werkes von Neocorus noch nicht gedacht werden konnte, wegen der herrschenden Meinung der Landesherrschaft, weil ferner der Auszug kürzer, und demnach wohlfeiler, abzuschreiben war, so ist es diesem Werke fast ergangen, wie dem Saxo Grammaticus, der, vielfach ausgezogen, beinahe verloren gegangen wäre. Dieser Auszug des Neocorus wurde wiederum abgekürzt, und so entstanden mehrfache Auszüge, welche zugleich

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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/28&oldid=- (Version vom 14.6.2018)