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Wahrscheinlichkeit nach Graf Albert, der jüngere Bruder des Herzogs Gerhard IV., der Schwiegersohn Erichs, durch dessen Land dieser gezogen und in demselben übernachtet hatte, Mitwisser des ganzen Planes gewesen sei, steigerte ihre Erbitterung auf das höchste. Mit der äußersten Leidenschaftlichkeit bezüchtigten sie ihn vor dem Herzog wie vor den Städten Lübeck und Hamburg eines verrätherischen Ueberfalls. Der Herzog beschied den Grafen zur Verantwortung wegen des Friedensbruches vor sich nach Gottorp und warf ihm in Gegenwart der beiderseitigen Räthe seine Treulosigkeit vor. Als aber die Dithmarschen keinerlei Beweis vorzubringen hatten und der Graf eidlich versicherte, daß er von der Absicht seines Schwiegervaters nichts geahnt habe, da brach Gerhard in die lobenden Worte aus, so sei es der auf sie vererbten Redlichkeit und Aufrichtigkeit gemäß und dabei wollten sie bleiben in Wort und That. Nun aber erhoben beide bittere Vorwürfe gegen die Dithmarschen über die Verletzung ihrer fürstlichen Ehre durch von ihnen verbreitete Unwahrheiten, wiesen jedes Anerbieten der Sühne zurück und sandten ihnen die Absagebriefe. Am Mittwoch vor dem Frohnleichnamsfest, den 24. Mai, überfielen die beiden Brüder die Kirchspiele Albersdorf und Tellingstedt, drangen einerseits bis nach Pahlen und Dörpling vor, plünderten Tellingstedt und den nördlichen Theil des Kirchspiels Albersdorf, besonders Oesterrade, Süderrade und Offenbüttel und trieben eine Beute von mehr als 100,000 fl., d. h. nach unserm Gelde 600,000 fl. fort. Die Vermittelung der Städte nützte nicht, die kriegslustigen Fürsten betrachteten nach diesem Zuge Dithmarschen als eine willkommene Beute, zogen den alten Vertrag der Kriegshülfe von 1283 hervor, den sie als Verpflichtung zu Kriegsfolge umdeuteten, und waren taub gegen alle Anerbietungen der Dithmarschen. So unternahmen denn diese am St. Viti-Tage einen Vergeltungszug nach Eiderstedt, zogen über 1000 Mann stark über die Eider, plünderten die Kirchen zu Süderstapel und trugen ihrerseits eine Beute davon, die auf 3000 Mark angeschlagen wird.

Am 1. October, dem Remigiustage, ergoß sich unter

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/301&oldid=- (Version vom 14.6.2018)