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von Ahlefeld trugen das Banner, der eine der Reiterei, der andere der Schützen, und eine Menge Adels folgte ihm nach, zum Theil in toller Ausgelassenheit. Abermals ward eine Menge Beute fortgetrieben, aber auf eine dauernde Besetzung des Landes war es auch diesmal nicht angelegt. Beute fortschleppen war leichter; aber wenn auch die militärische Organisation Dithmarschens im Argen lag, so wußte man doch durch Gerhard des Großen Beispiel, daß ein Kampf mit den Dithmarschen sein Bedenkliches haben könne. Mit Recht mahnte darum der Herzog, als der Abend nahte, zu Eile und rieth den Raub in Sicherheit zu bringen; aber von den beiden die Fahnen tragenden Brüdern wollte keiner zuerst das Land verlassen und roher beleidigender Hohn antwortete aus dem Haufen den verständigen Mahnungen des Fürsten. Sie standen an dem einzigen Ausweg aus diesem Theil des Landes, der Süderhamme, einer Straße, von dreifachem Graben umgeben, zwischen den Niederungen des Fielersees südlich, und der Brocklandsaue nördlich, durch dichtes Unterholz führend von der Heider Schanze bis Nordhastedt, auf zwei Steinwurf Länge gepflastert. Die Schützen zogen ab durch dieses Holz, nach ihnen eine Masse Viehes. Aber der todtstill vor ihnen liegende Wald hatte Augen und Ohren: hier hatte sich eine Zahl von Dithmarschen verborgen, racheathmend für die grausige Brandschatzung ihrer Heimat, zu schwach, um eine Schlacht zu bieten, aber entschlossen, wenn es möglich wäre, den Feind ihre gewichtige Faust fühlen zu lassen. Sie hielten sich still, selbst als sie das Vieh vorbeitreiben sahen; hier galt es auf ein edleres Wild lauern. Arglos folgten dem fortgetriebenen Vieh die Edelknaben mit den Schildern ihrer Herren. Ueber sie fielen die in den Gräben und Büschen verborgenen Dithmarschen her und erregten durch ihr Erscheinen ein Zetergeschrei, auf das unbewaffnet und unbehelmt der Herzog herbeieilte, Ordnung und Ruhe zu gebieten. Er ward sofort erkannt und niedergestoßen. Da lief der Ruf: „der Herzog ist gefallen“, erschütternd und lähmend von Mund zu Mund. Hinrich von Ahlefeld hatte sich beim Anzünden einer Windmühle aufgehalten, nun folgte dem Uebermuth die

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/306&oldid=- (Version vom 14.6.2018)