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Verzagtheit und Kopflosigkeit: einige wollten sich mit Gewalt durch die Hamme drängen, die sie von einem Heere der Dithmarschen besetzt glaubten, andere ließen die Pferde, um watend durch die Untiefen sich eine Bahn zu suchen, – das eine war so vergeblich als das andere. Jene fanden die Straße von Feinden besetzt, von röchelnden Leichen und im Todeskampf zuckenden Pferden bedeckt, die auch den über sie Hinstürzenden den Tod gaben, diese versanken rettungslos in dem Moor zur Rechten oder zur Linken. Dreihundert Edle bedeckten, als die Nacht ihre Schatten herabsenkte, den Boden mit ihren Leichen, 12 holsteinische Ritter, Henneke Lembeke, Wulf Poggwisch d. Ae., die beiden schwerreichen Ahlefelde, Hinrich von Siggen sammt seinem Sohn Ove, die, schon gerettet, als sie den Tod des Herzogs erfuhren, den Tod an seiner Seite gesucht hatten. Nur zwei fand man am nächsten Morgen noch lebend unter den Todten, Wulf Poggwisch d. J., schwerverwundet, und einen Ranzau, die man verschonte, um durch ihre Losgebung die Oeffnung der Marienburg zu erkaufen. Sonst ergossen die Dithmarschen ihren Grimm noch über die Leichen, ließen sie erbarmungslos auf dem Schlachtfelde liegen und waren durch kein Lösegeld zur Herausgabe zu bewegen. Nur mit der Leiche des Herzogs und Henneke Lembekes machten sie eine Ausnahme und ließen sie ins Kloster von Meldorf bringen. Manche andere holte treue Liebe der Gattinnen und Schwestern von dem Orte des Entsetzens und sicherte ihnen mit endloser Mühe heimlich ein Grab in geweihter Erde. Von den beiden Fahnen, die man auf dem Wahlplatze fand, ward die eine in der Kirche von Meldorf, die andere in Wörden aufgesteckt. Unzähliger Schmuck und Beute an Waffen, Gold, Perlen, Geschmeide, Kleidern ward auf dem Schlachtfelde aufgelesen. Den Siegesjubel meldet uns das Lied:

„Gade schölen wi lawen, de uns hefft gesandt
Den Sünte Dominicum, den wahren Heieland;
De an sinem Dage hevet unse Land
Gnediglich behödet mit siner Vaderhand[1].“

  1. Andere: vordern Hand.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/307&oldid=- (Version vom 14.6.2018)