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XVI.
Die Händel zwischen Rolves Karsten und Kruse Johann.

Ein so bedeutsamer Kampf, wie der oben angedeutete, der so gar durchgreifende Folgen hatte und eine der mächtigsten Reformen hervorrief, fordert zu einem tieferen Eingehen auf, auch wenn sich von den inneren Bewegungen des Landes mancher Schleier nicht lüften läßt.

Der Seestrand führte in dieser Zeit zu mancherlei Conflicten und Verhandlungen. In einem Vertrage mit Hamburg 1416[1] werden die alten Verträge von 1384 bestätigt, die ein Drittel der Ladung, wenn sich der Schiffer nicht selbst helfen könne, als Bergerlohn stipuliren, sonst jedem Seefahrer freie unbehelligte Fahrt zusagen. Von Seiten Hamburgs wird unnachsichtliche Bestrafung jedes Seeräubers versprochen, der in Dithmarschen geraubt und geschädigt habe. Seeraub war damals häufig, es war die Zeit der Störtebekr und Gädtke Micheel, und der Dithmarschen Hand mit nichten rein davon – aber er war auch für das Land eine schwere Plage. Die Schiffer finden es viel bequemer, Korn, Vieh, was sie eben brauchen, zu nehmen, wo sie es finden, als zu kaufen. Seeräuber (Vitalienbrüder) greifen tief ein in die Fehden jener Zeit, verproviantiren belagerte Städte und rächen Schädigungen der Fürsten an deren Lande. Abnehmer für ihren Raub finden sie überall, selbst unter den fürstlichen Schloßhauptmännern (Dahlmann zu Neocorus, Anhang XIII). Heut verfolgen die Hamburger den Räuber, morgen sind es hamburgische Räuber, die an den Küsten Dithmarschens plündern und wär’s auch nur, sich mit frischem Fleisch zu versorgen. Wer verdenkt es dem Lande, wenn es auf Abwehr und Rache sann? In Büsum organisirt sich um 1420 eine Gesellschaft zu diesem Zwecke unter der Leitung eines angesehenen Mannes, Abel Reimer; aber sie übertrieb es wieder dermaßen, daß das Land sie

  1. Dahlmann, Neocorus I, 632.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/309&oldid=- (Version vom 14.6.2018)