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Jahre 1558. Dann Johannis Aldolphi dithmarsische Chronik: man sollte meinen, dieß sei die Handschrift des Neocorus gewesen; jetzt aber meldet er uns, er habe sie gesehen auf Pergament, und des Neocorus Handschrift ist auf schlichtem Papier. Ferner Heinrich Ranzows eigenhändige Nachrichten. Dazu noch eine ganze Anzahl von anderen, von einem Bruhn, einem Rhode, Johann Ricks, Grot Hans Peter vom Wetterwall bei Eddellak, und endlich von Johann Böetius (Boje). – Aus dieser reichen Quellenfülle hat Carstens nicht eine einzige abgeschrieben, und sie so der Kritik der Nachwelt übergeben, wofür dieselbe ihm sehr dankbar gewesen wäre. Von so trefflichen Hülfsquellen geleitet, begann er nun die Ausarbeitung seiner zweiten Handschrift unter dem Titel: „Ein roher Entwurf der Kirchengeschichte Dithmarschens bis zum Jahre 1770, aus authentischen Urkunden also verfaßt von Carstens.“ 1748 begann er die Arbeit.

Hier drängt sich uns die Frage auf: woher denn auf einmal diese übergroße Fülle von Handschriften, die vorher ganz unbekannt war? Auf Drage (einem älteren Ranzow’schen Besitzthum) will er die zwei vorzüglicheren verglichen haben. Dagegen müssen wir aber bemerken, daß Drage freilich früher den Ranzows gehört hatte, daß aber ein Reichsgraf Ranzow 1722 wegen eines Brudermordes seine Reichsgrafschaft verlor, und daß der König da auch Drage einzog. Christian VI. verlieh das Gut dem Markgrafen Friedrich von Culmbach, der es Friedrichsruhe nannte. Nachher fiel Drage wieder an den König zurück. Carstens aber erzählt, sein Bruder sei dort Verwalter gewesen, und bei diesem will er jene Quellen benutzt haben. Wir sind aber noch im Besitz einer Güterliste der Ranzow’schen Familie aus jener Zeit, wo indessen Drage nicht mit aufgeführt wird. Eine übergroße Bescheidenheit war es auf jeden Fall, daß Carstens in der Vorrede selbst erzählt: er könne ganz andere Dinge berichten, als woran man bis jetzt gedacht habe, denn er sei im Besitz vieler alter Chroniken; aber die Betrachtung, daß dieselben Niemand recht bekannt seien, hätte ihn bewogen, dieses nicht zu thun; er wolle sich

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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/31&oldid=- (Version vom 14.6.2018)