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desavouirte und keine Unbill zu rächen versprach, die an Abel Reimers Selskop geschehen wäre (1422, Martini). Wenig später erregte der Anspruch der Hamburger auf Stapelgerechtigkeit neuen Zwist, indem sie den Dithmarschen wehren wollten, mit Getreide directen Handel elbaufwärts zu treiben. Vielleicht hing es mit diesen Streitigkeiten zusammen, daß 1430 hamburgische Schiffe von dem Vogt Radlef Karsten[1] zu Norderdeich überfallen wurden, als sie, Hülfsmannschaften, welche vor Flensburg gegen die Dänen gedient hatten, nach Hause befördernd, an der dithmarsischen Küste gelandet waren. 108 Mann derselben wurden erschlagen, Schiffe, Waffen und Lebensmittel ihnen abgenommen. Der Erzbischof und die Städte suchten die Sache zur Sühne zu bringen, aber Rolf Karsten ging auf Vergleichsversuche nicht ein und griff selbst den Thurm auf Neuwerk an, den die Hamburger zum Schutz ihres Handels und ihrer Mannschaften aufgeführt hatten. Die Folge war, daß die Hamburger unter ihrem Rathsherrn Martin Swartekop 600 Mann in mehreren Schiffen in die Mündung der Elbe legten, um das Eintreffen erwarteter Waarensendungen zu decken. Aber Swartekop war außer Stande, der Aufsätzigkeit seiner Mannschaft zu wehren, die an den Küsten Dithmarschens plündern wollte und ihm rund heraus erklärte, des Pökelfleisches müde zu sein, wo ihnen die Ochsen vor den Augen umherliefen. Raubend, sengend und brennend ergoß sie sich dann über die Küste von Brunsbüttel. Aber die ergrimmten Bewohner des Strandes schaarten sich zusammen, griffen sie an, als ihre Böte auf dem Trockenen lagen, und erschlugen sie bis auf den letzten Mann; auch Swartekop, der seine Leute nicht hatte verlassen wollen, blieb. Mit schauderhafter Roheit warfen sich die Dithmarschen auf seinen Leichnam, schnitten ihm den Magen aus dem Leibe und ließen denselben von einem Weibsbild als Siegeszeichen auf einer Stange vorantragen. Sogleich war Rolf Karsten wieder bei der Hand, eilte mit einigen

  1. Wir finden seinen Namen 1416 als Rathgeber unter der Acte bei Dahlmann, Neocorus I, 633.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/310&oldid=- (Version vom 14.6.2018)