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Schiffen nach Hamburg und zündete dort im Hafen bei nächtlicher Weile eine Anzahl von Schiffen an. Ein Ueberfall der Hamburger an der Büsumer Küste, der dort weit und breit alles in Asche legte, war wieder davon die Folge. Aber die so entstandene Fehde fand doch in Dithmarschen selbst sehr entschiedene Widersacher, nirgends mehr als in Meldorf. Ein Meldorfer Bürger, Johann Kruse, dem mächtigsten der Geschlechter, den Woldersmannen angehörig, – Rolf Karsten war ein Vogdemann – stellte sich an die Spitze der Gegenpartei. Neocorus nennt ihn einen bescheidenen, sittigen Mann, der sich aber von seiner Erbitterung habe zu Grausamkeiten wider seinen Gegenpart hinreißen lassen. Die Sache begann mit Zwist, aber die Leidenschaftlichkeit, mit der sie geführt ward, führte bald über alle Schranken hinweg. Rolves Karsten und die Seinigen waren in Meldorf, welches aufs leidenschaftlichste Parthei nahm, ihres Lebens nicht mehr sicher. Man sang auf den Gassen: „Ralves Karsten, kleiner Been, wo hefft du dit alsus vorsehn in disser sulven Saken; kumbst du tho Meldorf in, din Hövet geit up den Staken.“ Und doch war Meldorf damals Hauptstadt und sah alle wichtigsten Versammlungen des Landes in seinem Schooße zusammentreten. Beide Theile nahmen fremde Knechte in Sold, Kruse Johann erhielt von den Hamburgern eine Anzahl Schützen und nöthigte am Ende Karsten Rolves, aus dem Lande zu flüchten. Das Kirchspiel Büsum, das besonders gelitten hatte bei diesem innern Kriege, schloß Frieden mit Hamburg, und versprach, Karsten Rolves und seinen Anhang ohne Genehmigung der Landesversammlung nicht in seiner Nähe zu dulden und Kaufleute nicht zu berauben. Darauf ward denn Michaelis 1434 zwischen acht nördlichen Kirchspielen und Hamburg der Vertrag geschlossen, R. Karsten und seine Genossen zu zwingen, den Schaden zu ersetzen und die alten Zusagen des Landes zu halten. Gleichwohl lebte der Handel im Jahr 1437 noch einmal wieder auf, um Dithmarschen mit Mord und Brand zu erfüllen, bis R. Karsten durch Meuchelmord fiel. Auch damit war die Unruhe nicht zu Ende; die Blutrache drängte zu immer

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/311&oldid=- (Version vom 14.6.2018)