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Umgegend entwässert; vielleicht durchstach man auch den Siddeldeich, der das Wasser von Böddinghusen abhält. Wenn von einer Oeffnung der Meldorfer Schleuse die Rede ist, die damals nur 400 Schritt von Meldorf lag, so ließ sich von da aus das Schlachtfeld nicht unter Wasser setzen, sondern höchstens der Weg nach Talingburen und Barsfleth abschneiden.

In diese Schanze nun warfen sich, geführt von Wolf Isbrand oder Sibrand, wie Neocorus einmal sagt, nach Krantz einige tausend Mann, nicht, wie es bei Neocorus heißt, dreihundert. Gegen dieses Bollwerk aber trieb der Unverstand der Führer in dem entsetzlichsten Weg und Wetter die königlichen Truppen. Es war das Heer bei einem fliegenden Nordweststurm ausgerückt, der Regen und Schnee den Marschirenden gerade ins Gesicht trieb und mit eisiger Kälte die Glieder der Leute lähmte, während die Dithmarschen ihn im Rücken hatten; und dabei führte der Weg, schmal und auf beiden Seiten von tiefen Gräben eingefaßt, wie er noch heutzutage ist, durch die tiefste Marsch. Wer aber Marschwege nie gesehen hat, macht sich keine Vorstellung von denselben, die nach einem Menschenalter selbst den Marschbewohnern eine halbe Fabel erscheinen werden, nachdem die Anlage von Chausseen sie zum großen Theil hat verschwinden machen. Der Marschklei läßt bis dreiviertel Fuß tief den Marschirenden einsinken, um ihn dann wie Lehm am Boden festzuhalten. Damals kam noch ein Doppeltes hinzu, daß im Jahre zuvor die Gräben ausgetieft und der auf den Weg geworfene Klei noch nicht abgelagert war, und zweitens, daß die Bewohner des Dorfes Eppenwörden, durch das der Weg geht, bei dem Bau der Schanze geholfen und durch ihre Wagen mit Erde den bösen Weg zu einem impassabelen gemacht hatten. So waren die Truppen, als der Kampf begann, bis zum Tode erschöpft, steif und unbehülflich. Wem es gelang, den Mann umzuwerfen, hatte ihn getödtet, er war außer Stande aufzustehen.

Auch unter solchen Umständen ward das Unglaubliche geleistet; das Fußvolk kam unter dem Feuer der Schanze doch über die Gräben, stellte sein Geschütz auf, breitete sich aus, und

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/318&oldid=- (Version vom 14.6.2018)